Es heißt ja immer, dass der Golfschwung nach dem
Stabhochsprung der zweitkomplizierteste Bewegungsablauf sei. Man müsse über 300
Dinge berücksichtigen.
Ich finde ja, es gibt beim Golf eine Sache, die viel
wichtiger als die ganze Biomechanik und all diese technischen Dinge sind, die
wir angeblich anwenden müssen, um einen Golfschlag auszuführen.
Und das ist das
Denken.
Ich weiß theoretisch, dass, wenn an den
Ball weit schlagen will, Griff, Schwungebene, Rück-, Auf-, Durchschwung
stimmen müssen. Schlägerkopfgeschwindigkeit, Stand, Festigkeit etc. ebenfalls. In meinem Fall ist das diesjährige Lernziel, Die Hüfte einzusetzen, und zu verhindern, dass die Hände zu früh kommen. Das ganze Gebilde ist eher fragil.
Natürlich hilft bei einer Sportart viel tatsächlich viel.
Wer viel Zeit investiert und viel trainiert, kann sehr schnell besser werden.
Aber am Ende gibt es hier eine Hürde, die viel Größer ist. Und die eigentlich
schon den Anfänger blockiert. Es ist der Kopf.
In dem Bewusstsein dass diese Bewegung „schwer“ ist, denken
zu viele Anfänger viel zu oft nach, was sie alles machen sollen. Das Skurrile
daran: Je besser das Handicap, desto mehr wird nachgedacht und nachgetunt. Das
hört niemals auf. Immer ist da irgendein Gedanke, irgendeine bekannte
Situation, die dem/der Golfer/-in vor und bei dem Schlag durch den Kopf geht.
Egal ob am 1ten Tee oder beim Putt an der 14. Ob im Bunker oder bei der
Eisenannäherung aus 80 m.
Der alte Spruch „Denk nicht an den rosa Elefanten“ oder noch
besser, vor dem Schlag des Mitspielers, diesen zu fragen: „Atmest du beim
Schwung eigentlich ein oder aus?“ Der Kopf ist unser größter Gegner auf dem
Platz.
Das hat der Golfer dann wohl mit dem Mittelstürmer beim
Fußball gemein, dem man ja auch rät nicht zu denken.
Doch da ist viel einfacher als man dann in der Tat denkt.
Es gibt diese Situationen, die unbewusst spielentscheidend sind.
Du stehst an der 2 und denkst „Shit, Wasser“... Ja, der Ball
landet in eben diesem, die Runde geht schon früh den Bach runter....
Das passiert sogar Pros. Habe ich selber erleben dürfen,
als ein Pro mir bei einem Pro-Am in Semlin am Abschlag eines Par 3 sagte:
„Hier habe ich letztes Mal den
Ball ins Wasser geschlagen“.
Ja, ich konnte dann eindrucksvoll sehen, wie er
das tat. Dieses mal wieder.
Ich für meinen teil merke immer wieder, wenn ich nicht 1005
commited bin, dann geht der Schlag schief. Egal wo, egal wann. Wenn ich an der
Tee-Box, mit dem Driver ind er Hand den ball anspreche und kurz zögere ob ich
nicht doch lieber ein Holz 3 nehme, schlage ich den Drive dann meistens mit
einem Slice nach rechts. Oder wenn ich denke „der Ball liegt aber schlecht“ und
dann dennoch schlage. Das geht schief. Extrem auffällig ist das bei mir dann bei den Annäherungen und auf den
Grüns.
Ernsthaft:
Ich chippe und pitche für mein Leben gerne. Ich mag das, den Ball aus
kürzerer Entfernung ans Loch zu spielen oder gar einzulochen.
Auch weil ich inzwischen viel Übung darin habe
und es lieben muss, denn bei meinem Handicap liege ich sehr oft kurz vor, neben
den Grüns. Aber auch weil ich es einmal die Woche zwei Stunden lang explizit trainiere.
Hier entscheiden sich nämlich die Golfrunden für mich.
Gelingt mir ein
up-and-down, also ein Par mit einem Chip und einem Putt, oder kann ich wenigstens ein sicheres
Bogey spielen. Ich verliere sicherlich am Tee einige Meter gegen meine Mitspieler,
aber Punkte/Schläge verliere ich in der Regel meistens am und auf den Grüns.
Wenn ich am Ball stehe, meine Probebewegung mache und klar und
im Reinen mit der Entscheidung bin, ziele ich kurz, mache nochmal eine kurze Schwungübung
und spiele dann den Ball mit aller Konsequenz. Meistens ist das Ergebnis dann
auch gut, zumindest befriedigend. Selten bin ich danach gefrustet.
Aber sobald ich zögere, vorher oder noch schlimmer in der
Bewegung, beginnt die Katastrophe ihren Lauf zu nehmen. Die Schung- oder beim
Putt, Pendel- Bewegung endet zu früh, der Schläger bleibt hängen, der Ball wird
damit viel zu kurz. Das passiert mir bei allen Schlägen, aber „gerne“ auch beim
Putten immer mal wieder. Da ist der Gedanke dann oft: „Oh, nicht so fest“. Das
Ergebnis? Der Putter wird abgebremst, der Putt bleibt 3 Meter zu kurz. Und aus
einem sicheren (Zwei-)Putt wird ein ärgerlicher Dreiputt und wieder ist ein
Schlag weg. Das vier-acht Mal pro Runde und die Runde ist am Ende schlechter
als sie sein müsste.
Was ich damit sagen will:
Egal welches Handicap ihr habt. Analysiert die Situation,
was ihr tatsächlich könnt un d entscheidet euch dann für einen Schlag. Wenn ihr
dann am Ball steht, spielt diesen Schlag. Sobald ihr merkt dass ihr zögert, lieber
abbrechen und die Routine neu aufnehmen.
Lieber mal unterbrechen und dafür dann einen Schlag weniger
machen. Wenn es denn bei einem Schlag bleibt, meistens ist man danach so
gefrustet, dass der nächste Schlag auch schiefgeht. Das entspannt die Runde am
Ende viel mehr und spart sogar Zeit.
Golf ist immer auch eine Kopfsache.
Und es ist vor jedem Schlage auch eine kleine Glaubensfrage:
„Ist das was ich machen will auch das Richtige für mich,
jetzt und in dieser Situation? Was kann ich realistisch?“
Wenn ich Zweifel habe, absetzen und neu durchdenken. Aber
dann eine Entscheidung treffen und diese auch durchziehen. Egal ob Anfänger
oder Handicap 25.
Commitment ist das Zauberwort.
Aber dabei ist auch eine gesunde Portion Realismus gefragt,
denn einen Schlag machen zu wollen, denn man/Frau nicht kann, ist auf der Runde
eher ein Fehler. Wie heißt es so schön?
Golf ist die Aneinanderreihung von Tragödien, unterbrochen
von vereinzelten Wundern!
Ich halte die Behauptung, dass der Golfschwung nach Stabhochsprung der zweitschwerste Bewegungsablauf ist, ja für maßlos übertrieben, ehrlich gesagt. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass es schwieriger sein soll als z.B. Baseball, wo der verdammte Ball sich auch noch auf einen zu bewegt (und zwar verdammt schnell). Oder als eine Riesenfelge am Reck oder Diskuswerfen oder Skispringen. Und auch beim Fahrradfahren koordinieren wir unglaublich viele Muskeln. Will sagen: es gibt in jeder Sportart und sogar im Alltag komplexe Bewegungsabläufe. Ich glaube, der Golfschwung gilt darum als so schwierig, weil die meisten Menschen erst im fortgeschrittenen Alter anfangen, ihn zu lernen. Ist also mehr ein Fall von "Was Hänschen nicht lernt ..."
AntwortenLöschenGolf insgesamt ist dagegen sehr schwierig und bleibt es auch, selbst für Spieler, die einen sehr guten Schwung haben. Das liegt aber nicht an der Bewegung, sondern daran, dass man sich auf einer unglaublich großen Spielfläche in freier Natur bewegt und somit sehr viele Faktoren ins Spiel eingehen (Wind, Untergrund, Hindernisse etc.). Selbst wenn man immer auf dem gleichen Platz spielt, ist die Situation nie genau gleich.
Ohne Fleiß kein Golfschwung... Der Beitrag trifft das Problem vieler Golfer im Kern: mithilfe von Strategien den Golfschwung zu verbessern und trotzdem entspannt und locker abzuschlagen. Dabei ist die "Kopfarbeit" im Weg (zumindest für mich) und einen Mittelweg zu finden sehr schwer. Ich schwebe meist zwischen "nicht zu viel nachdenken" und "Strategie". Ich zögere dann oft vor dem Abschlag und überlege ob ich meinen Kopf nun richtig halte und nach unten sehe, etc. Ich bin mir immer bewusst, dass ruhige Atmung und sich entspannen beim Golfen wichtig ist, aber den Kopf ganz ausschalten geht ja auch nicht und so bin ich immer hin und her gerissen. Der Artikel beschreibt das sehr gut - Commitment. Danke!
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