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Freitag, 22. Juni 2012

Handicap Handicap

Es gibt ja bekanntlich viele Menschen, denen ist Status wichtig. Nicht ohne Grund hat die Sparkassenwerbung „Mein Haus, mein Auto, mein Pferd“ so großartig funktioniert, dass sich dieser Spruch zum geflügelten Wort entwickelt hat. Andererseits sind wir Deutschen ein Volk, dass eher neidisch auf die Erfolge anderer ist und dabei gleich immer Verrat wittert.
Vielleicht ist das einer der Gründe, warum so wenig Deutsche golfen?
Schließlich geht es beim Golfen ja auch immer um Status. 
Um Haben und Sein.
Was hast Du für Schläger? 
Spielst Du auch schon den neuen Wunderdriver?
Und dann die alles (scheinbar) entscheidende Frage:
„Wie lang ist dein Pen…“ ähhh  „Was für ein Handicap hast Du?“

Ich weiß nicht, aber gefühlt ist das eigene Handicap inzwischen fast genauso wichtig, wie das Auto mit dem man auf dem Platz vor fährt. Status Symbol halt. Und wenn einer dann ein deutlich besseres Handicap hat, wird ehrfurchtsvoll Ehre gehuldigt. Und neidvoll gedacht: „Wie hast Du das denn geschafft“ wenn die ersten Schläge gemacht sind. Denn viele Golfer haben ihr Handicap gemacht und keiner weiß wie und wieso. Aber das ist eine ganz andere Geschichte

Natürlich ist das Handicap wichtig.
Schließlich ermöglicht genau das es, dass sich alle Golfer miteinander messen können. Zumindest auf Nettopunktebasis. Schlechte können gegen gute Golfer spielen und dabei gewinnen. OK, zwar nur die untergeordnete Nettowertung, aber immerhin. Andererseits ist nur die Bruttowertung die einzig wahre. Sagen dann die besseren Spieler, wenn wieder einmal ein „Handicap-Schoner“ den Nettopreis mit über 40 Nettopunkten abgeräumt hat.
Hier setzt dann eine andere Form von Neid ein. Die sich dann so äußert, dass man hinter jeder Unterspielung gleich Verrat wittert (Handicap-Schoner halt) und es sich nicht vorstellen kann, bzw. will, dass der-/diejenige vielleicht einfach nur einen guten Tag hatte und dass es halt einfacher ist, sich deutlich zu unterspielen, wenn man ein hohes Handicap hat, als wenn man sein Handicap einmal in seinem Leben (vor 20 Jahren und keiner weiß genau wie) gespielt hat und es jetzt nur noch verteidigen will. 

Ich für mein Teil bin jetzt in der Mitte der Golfer angekommen. 
Spielstärkentechnisch kratze ich mit meiner aktuellen -24,7 schon am besseren oberen Leistungsdrittel in meinem Club. Und langsam kommt für mich dann auch irgendwann die Zeit, wo ich nur noch an Sahnetagen mein Handicap unterspielen werde. Noch nicht, aber irgendwann. Und langsam komme ich auch an den Punkt, wo ich mit 34 Nettopunkten denke: Super, gepuffert und mich gleichzeitig frage, wie jemand 46 Netto-Punkte oder mehr spielen konnte.
Aber hoffentlich denke ich dann daran, dass es auch bei den Pros immer wieder zu deutlichen Unterspielungen kommt. Die spielen auch nicht immer Par, außer es sind US Open, da wären sie froh Par spielen zu können, sondern unterbieten die Vorgabe oft deutlich. Ich vergesse dann hoffentlich auch nicht, dass man am Anfang natürlich schneller viele Punkte erzielen kann, denn man bekommt ja auch mehr Vorgabe. 
Andererseits spielt man aber auch nur dann gut, wenn man ordentlich trainiert hat. Und das dann auch auf dem Platz durchziehen kann.

So wie ich am vergangenen Freitag beim Tropical Islands Cup in Bad Saarow.
Ein vorgabewirksames Einladungsturnier. Warum es eigentlich Turniere gibt, die nicht vorgabewirksam sind, kann ich nur vermuten. Dann würden die meisten wohl aus Angst sich zu verschlechtern, nicht kommen, oder? Ich finde das genauso schade wie albern. Aber mich fragt ja keiner. 

Wer den Palmer-Platz kennt weiß, dass man da seine Vorgabe nicht geschenkt bekommt. Der Platz hat ein Slope von 141 bei Vorgabe 72 (gelb). Er ist einer dieser schönen Plätze, die extrem viel Freude machen können, wenn man keine Fehler macht. Macht man aber Fehler, werden die sofort bestraft. Und als ich auf der 1 abschlug und meinen Drive nicht traf, machte ich genau diese Erfahrung und fuhr direkt einen Strich ein. Etwas, was man bei vorgabewirksamen Turnieren auf keinen Fall gebrauchen kann. Aber vielleicht war das auch mein Hallo-Wach-Erlebnis. Jedenfalls nahm ich mir vor, dass ich alle meine schlechten Schläge schon auf der 1 gehabt haben möge. Allerdings schien das  nach dem was ich vorher auf der DR alles an Sockets geschlagen habe, so realistisch wie ein griechischer EM-Titel. Aber ich fing mich und spielte clever. 
Ich versuchte nicht Par-Golf zu spielen (ich hatte immer 37 Schläge Vorgabe) sondern Bogey-Golf.
Und es funktionierte. Mal mehr, mal weniger, aber sehr konstant. Ich spielte den zweiten meisten vor, um mir mit dem dritten die Chance auf eine gute Annäherung ein Bogey zu erspielen. 
Einige Bahnen machten mir einen Strich durch die Rechnung, aber im Großen und Ganzen klappte das vorzüglich. Selbst die Pause konnte mich, wie sonst, stoppen. Ich spielte ruhig weiter und wurde sicherer und ruhiger. Als ich dann an der 15 (475 Meter Par 5) das Par  spielte, wusste ich, ich würde mich definitiv verbessern. 
Ab da ging es dann um das wie weit. 
Aber nie um die Nettowertung. 

Ich hatte vorher nur ein Ziel. Unter 25 zu kommen. Ich will nie wieder irgendwo hören müssen: "Sorry, sie nicht (weil das Handicap zu schlecht ist"
Und das habe ich mit den 46 Nettopunkten geschafft. Ich hatte eine tolle Runde und habe dann im Anschluss auch die Handicap-Schoner Sprüche locker ertragen, als meine Punktzahl verkündet und der 1.te Rang im Netto an mich ging. Ach ja. Es gab zum Glück „nur“ einen Wellness-Gutschein für das Tropical Islands und eine Silberne Schale als Preis. 
Ich habe also niemanden übervorteilt. Hoffe ich. Denn das war nie meine Absicht. Meine Absicht ist es, immer, mein bestes Golf zu spielen und dabei eine Menge Spaß zu haben. Egal wie hoch mein oder das Handicap meiner Flightpartner ist. 
Ich spiele beim Golf doch eigentlich immer gegen mich und will dabei möglichst viel Spaß mit Euch. Nicht mehr und nicht weniger, egal wie "gut" oder "schlecht" euer Handicap ist. Und denkt dran, es gibt immer einen, dessen Handicap besser ist als eures. Und einen, der besser spielt als ihr!
Ich will nur mal hoffen, dass ich nicht ausgerechnet heute gegen Ihn bei meinem Zweitrunden-Matchplay antreten muss...


"Nur Golf" findet ihr natürlich auch bei:


11 Kommentare:

  1. Mein Zweitrunden Matchplay Match habe ich verloren.
    Und ich meine ICH:
    Ich habe, anstatt mein Handcap auszuspielen und mit dem zweiten vorzulegen, drei Mal angegriffen. Und dreimal das Loch verloren :-)
    Und so bin ich, nachdem ich nach 6 bei 4 dn und nach 11 bei 1 up lag, am Ende bei 3 und 2 gelandet. Allerdings für meinen Kontrahenten.
    Ich hätte mein handicap spielen sollen, dann wäre es deutlich besser gelaufen.
    Trotz einer Dreiviertelvorgabe...
    Aber es war eine gute Runde.
    Und das ist es, was zählt.

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  2. Hi, tja das HCP ist so ein Thema. Mich interessiert es schon lange nicht mehr (das ist die Wahrheit). Wenn mich einer Fragt was ich für ein HCP spiele und ich nicht richtig antworten muss sage ich das ich so um die 80 spiele, mal mehr mal weniger. Ich war schon deutlich besser aber mich schert nur mein aktuelles Spiel, schieße ich ne 90 habe ich keine 25 Punkte gespielt sondern eine 90!

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  3. Ich fange ja inzwischen auch schon an, mich zählspieltchnisch zu orientieren. Aber die Vorgabedenke hilft mir, denn dann versuche ich nicht jedesmal mit dem 2ten aus 160 Metern aufs Grün zu kommen. Bzw. bin ich dann nicht sauer, wenn es nicht gelingt :-)
    Aber es ist in der Tat auch erstaunlich, welche Handicaps da draussen am Start sind.
    Ich wünsche mir inzwischen (auch für mich) dass jede Runde gewertet wird. Warum nicht auch Privatrunden als EDS Runden werten?

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  4. Hallo Thomas,

    diese Frage stellst du nicht wirklich oder? Weil wir dann ein Land voll Singlehandicappern wären.

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  5. Wären wir das? ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, dass dann jeder sein tatsächliches Handicap haben würde. Und nicht schonen oder tricksen würde. Aber das wird nicht passieren. Leider, denn dazu ist das Handicap des Golfer S-Klasse...

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  6. Hallo Thomas, ich bin mal gespannt wie du das in Zukunft mit dem Frust machst ! Bei mir ist es ja so das mein Hcp ja eher die obere Grenze meiner Spielstärke wiederspiegelt! Für mich gestaltet es sich motivationsmässig schwierig wenn mann wie ich am Sonntag eine 9 Loch Runde mit 10 Punkten und 4 gestrichenen Löchern abschließt. Sicher ist es nur ein Spiel aber die 24,7 entspricht sicher eher dem was Du auf dem Platz bringst ! Wie gesagt ich bin mal gespannt ! Gutes Spiel an Alle Matthias

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  7. Ach ja, das Handicap...

    Mir graut es schon vor meinem ersten Turnierauftritt...heut hab ich 15 Kugeln hintereinander an die 180m gelegt, und das schnurgerade. Mit meinem Billigdriver. Die werden mich vermutlich nicht sonderlich mögen...zum Glück hatte ich noch kaum Zeit zum Schonen:D

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  8. Naja, Matthias,
    Frust ist relativ.
    Wenn Du (fast) jedes Mal 4 Löcher streichst, dann hast Du sicherlich das falsche Handicap, denke ich.
    Genauso wie der/diejenige, die ständig 40 und mehr Nettopunkte spielt.
    Auch ein Grund, warum ich denke, dass man in der tat über die EDS-Einführungspflicht für jede Privatrunde nachdenken soll.
    Das würde das tatsächliche Hdcp widerspiegeln und gleichzeitig das Handicap in die richtige Bedeutung (kein Statussymbol, sondern sportliche Einschätzung) bringen. Aber dafür ist es dann doch den meisten zu wichtig.
    Wenn dann jemand an einem guten tag ein gutes Ergebnis schießt, ist es halt ein guter Tag und nicht gleich Handicapschoner. Und die SPitzenamateure machen das doch fast schon so.
    Die spielen 20-30 vorgabenwirksame Turniere pro Jahr. Da passt das Hdcp dann schon.

    @Alex
    Ach was. Zur Nt sagen, dass Du gerade die PE gemacht hast. Bei Neulingen ist es zu dem häufig der Fall, dass die sich schnell runterspielen. Und du wirst das dieses Jahr noch auf irgendwas um 36 bringen. Locker. Und dann pendelt es sich etwas ein.

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  9. @Alex
    wann hast du denn dein erstes Turnier?
    Und wann lesen wir mal wieder was von Dir? :-)

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  10. Mein Mann ist golfsuechtig - spielt von Montag-Sonntag Golf und hat in 2 Jahren einen einIgen Samstagnachmittag frei gemacht fuer mich und dann den ganzen Nachmittag gemotzt dass er lieber auf den Golfplatz waere. Ich bin ins Ausland gezogen um bei ihm zu sein - nur ist er nie da fuer mich und ich komme weit weir hinten nach ihn, nach seinem Golf. die Beziehung ist ein scherbenhaufen und ich fuehle mich total vermacaessigt, ungeliebt, nicht wertgeschaetzt und einsam. Ich selbst habe auch ein Hobby/Leidenschaft und trotzdem wuerde ich ihm und der beziehung Zeit einraeumen. Was meint ihr dazu?

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