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Mittwoch, 13. März 2013

Tradition

Golf ist ein Spiel der Extreme. Egal wen man fragt jeder hat eine Meinung dazu, das reicht von totalem Enthusiasmus welcher schon fast an Besessenheit grenzt, bis hin zu totaler Ablehnung und nahezu Hass auf alles was mit diesem Sport zu tun hat. Auch gibt es nicht wenige Menschen die sich betont gleichgültig geben bei weiterem Nachfragen sich aber einem der beiden erst genannten Lager anschließen würden. Dabei spielt es nicht wirklich eine Rolle ob man selber aktiv golft, eine Meinung scheint jeder zu diesem Sport zu haben. Dieser Blog soll aber nicht die unterschiedlichen Sichtweisen beleuchten sondern einen Aspekt des Spiels hervorheben der für mich ein zentraler Punkt meiner Leidenschaft ist. Golf ist ein sehr traditionsreicher Sport und das ist für mich sehr wichtig, warum und wie sich das bei mir zeigt? Nun lest selbst .... 


Bevor ich anfange möchte ich eines klar stellen, wenn wir über Tradition sprechen dann meine ich nicht das früher alles besser war oder das man die alten Werte hochhalten sollte. Auch sind mir neue Trends und Ausprägungen das Sports lieb und teuer und ich verfluche sie nicht. Aber gerade eine Sportart wie Golf schaft es international aus meiner Sicht die Vergangenheit, und mit ihr seine Helden, sowie die Gegenwart und Zukunft perfekt in Einklang zu bringen. Neue Dinge werden eingeführt ohne Grundlegende, das Wesen des Sports betreffende, Aspekte zu vernachlässigen. Hier können sich andere Sportarten durchaus einmal eine Scheibe abschneiden.

Um die Tradition, so wie ich es meine, zu verstehen möchte ich einen kleinen Exkurs in die Geschichte des Golfsports wagen. Wer hat Golf erfunden und warum? Die Schotten, das ist die naheliegenste Antwort doch um der Wahrheit die Ehre zu reichen (die schotten hören das nicht so gerne) muss die Antwort anders lauten. Im Ramen meiner Ausbildung zum teaching Pro hatten wir einen nicht ganz unerheblichen Teil Golfgeschichte zu lernen und dort brachte man uns bei das Golf auf einem Zeitvertreib holländischer Schäfer aus dem 13. Jahrhundert zurück zu führen ist. Diese Schäfer schlugen Steine, mit ihren Schäferstock, in Mauselöcher um sich die Zeit zu vertreiben. Diese Tradition schwappte dann nach Groß Britanien über um dann in Schottland zu landen. Hier wurden dann 1754 der erste Golfclub, The Royal and Ancient Golf Club of St Andrews, gegründet. Der diesem Club ansässige Old Course hatte ursprünglich 12 Löcher von denen 10 2 mal gespielt wurden. Zur damaligen Zeit hatte man also 22 Löcher zu spielen. Auch damals war es aber schon so das der technische Fortschritt immer mehr Einfluss hatte und so waren die letzten 4 Bahnen (die natürlich auch die ersten 4 waren) sehr bald zu kurz. der Old course wurde dann so umgebaut das (eher durch Zufall) 18 Bahnen dabei rauskamen. 9 der Bahnen gingen weg vom Clubhaus (out) und 9 wieder zurück (in) diese Einteilung, out und in, findet man noch heute auf den Scorekarten nahezu aller Golfplätze. Die Einteilung mit den 18 Löchern wiederum wurde dann kurzerhand von den anderen Clubs übernommen und hat auch noch bis heute Bestand.

Dieser kleine Exlurs in die Frühzeit des Sports macht eine Sache deutlich, Golf ist ein Spiel welches es schon sehr lange in seiner noch heute bestehenden Form gibt. Ich bin weit davon entfernt zu behaupten das Golf die älteste Sportart der Welt ist, da gibt es andere Kandidaten, aber es ist eine Sportart mit sehr viel Tradition. Das liegt nicht zu einem unerheblichen Teil in der Natur dieses Sports. Ein Entscheidender Aspekt einer jeden Sportart ist die Spielstätte. Wenn aber ein Fussballstadion nicht mehr Zeitgemäß ist, dann wird es kurzerhand durch eine moderne Arena ersetzt, ein Golfplatz hingegen überdauert die Jahrhunderte. Bleiben wir einmal bei dem Beispiel Old Course, wie bereits beschrieben ist dieser Platz in seiner heutigen Grundausrichtung gut 250 Jahre alt. Natürlich wird er immer wieder angepasst und umgebaut aber die Basis ist immer noch gleich. Das ist natürlich nicht der einzige Platz dem es so geht es gibt unzählig Plätze die sehr alt sind und nichts von ihrem Reitz verloren haben. Wenn man solche Plätze besucht um sie zu spielen oder einfach nur ne Tasse Kaffee im Clubhaus zu trinken spürt man einfach diese Historie, wenn man weiß das Ben Hogan auf jenem Stuhl oder Walter Hagen an diesem Tisch gesessen hat, dann ist das für mich faszinierend.
Es gibt in unserem schönen Sport aber auch Dinge die muten schrullig, lustig oder einfach nicht mehr Zeitgemäß an. Aber auch solche Dinge gehören zur Tradition des Sports dazu. Ich möchte hier nicht wieder die Bluejeans Diskussion führen, mein Standpunkt hierzu ist ja mittlerweile bekannt. Aber ein paar Beispiele möchte ich dennoch geben. In dem Golfclub in dem ich in England gearbeitet habe gab es eine Drivingrange ohne Ballautomat und vor allem ohne Ballaufsammel Maschine. Man schlug einfach seine Bälle (Meist ausgediente Balata Bälle) und sammelte sie dann wieder ein. Bei so etwas lernt man im übrigen das einsammeln von Bällen mit dem Wedge ohne sich zu bücken, einfach das Wedge unter den Ball einmal aufdotzen und dann fangen. Ihr habt so was vielleicht schon auf der Range oder auf dem Puttinggrün gesehen, Pros machen das gerne um die Anfänger zu beeindrucken, fakt ist das ist super simpel und reine Übungssache. Nach den ersten 200 Bällen auf der Range in England solltest du das drauf haben sonst bekommst du Probleme mit dem Rücken. Diese Art von "Drivingranges" gibt es in Deutschland glaube ich nirgendwo. In GB ist das aber durchaus normal, die Plätze sind deswegen auch nicht schlechter es war halt immer so. Es schult einen auch beim Training, man schlägt viel weniger Driver weil man dann so weit laufen muss und man wird schnell viel präziser weil man die Bälle nicht so streuen will. Einfach einen Eimer auf 120 Meter und ein Wedge oder Eisen Neun immer wieder an den Eimer ran schlagen.

Eine Weitere Tradition die in Fast jedem alten Golfclub in GB immer noch praktiziert wird ist die das es dort Mens und Ladys Rooms gibt. In den einen dürfen nur Männer (meistens steht dort ein Snooker Tisch) in den anderen dürfen nur Frauen (Hier soll man der Legende nach Bridge Tische vorfinden) eintreten. Man kann das für Skuriel oder Sexistisch halten ich finde solche Dinge einfach nur schrullig und Liebenswert.

Wenn man von Tradition spricht dann spricht man selbstverständlich automatisch von den großen Turnieren. Die 4 Major Turniere haben alle ihre Geschichte, Vom Masters zu sprechen würde einen ganzen Blog füllen hat dort doch jeder Handschlag eines Ordners seinen Grund der in irgendwelchen Traditionen fusst. Die 2 wohl bekannteste Traditionen dieses Turniers sind wohl zum einen die das es das einzige Major ist was immer auf dem selben Platz gespielt wird und die das der Sieger keinen Pokal sondern ein, zumeist, viel zu kleines oder zu großes grünes Jacket erhält. Wer das bekommt ist im Golfhimmel, Nichtgolfer werden es nicht glauben aber die ca 1Mio US Dollar Preisgeld sind den Siegern völlig gleichgültig, Sie wollen nur diese Jacke und die damit verbundene Ehre und Privilegien.

The Open ist das älteste Golfturnier der Welt und gehört mit Sicherheit zu einem der Traditoinsreichsten Sportevents überhaupt. Trotzdem das in einer regelmäßigen Rotation der Plätze immer gewechselt werden hat das Turnier doch einen Klaren Charakter, es ist das einzige große Golfturnier welches auf klassischen Links Plätzen gespielt wird. Keiner der Plätze ist jünger als 100 Jahre und trotzdem haben selbst die Besten Spieler der Neuzeit regelmäßig Schwierigkeiten. Wer die Open gewinnt muss nicht zwangsläufig auch bei den US Open gut sein, die Spielweise wie man solche Plätze spielt ist doch sehr anders als alles was ein Tourpro so gewöhnt ist. Alle 5 Jahre kommt das Turnier dann auch "nach Hause" zum Old Course. Wenn die Spieler auf der 18 dann über die kleine Steinbrücke zum Clubhaus gehen kommt es nicht selten vor das gestandene Profis stehenbleiben und sich von den Caddies auf dieser Brücke Fotografieren lassen, mehr Tradition gibt es glaube ich nirgend es sei denn man liegt auf der 17 im Roadhole Bunker, wenn ihr dort mal spielen solltet schlagt rein in das Loch, (nichts anderes ist dieser Bunker) atmet tief durch denn ihr befindet auch in der Gesellschaft der ganz großen dieses Sports die alle schon verzweifelt versucht habe da raus zu kommen.

Traditionell gilt die US Open als eines der schwersten Golfturniere der Welt. Den Nichtgolfern sei gesagt das man einen Golfplatz durch die schiere Länge des Platzes, durch des verengen der Spielbahnen, höhere Roughs, trocknen der Grüns oder runtermähen und damit schneller machen der Grüns sehr viel schwerer machen kann als die Plätze eh schon sind. Die Versanstalter der US Open machen das alles. Ein normales Golfturnier wird mit Ergebnissen von -10 - -20 Schlägen gewonnen, bei den US open ist man beleidigt wenn mehr als 5 Spieler unter Par spielen. Dieser Tradition wird immer weiter gefolgt.

Auch wenn das US PGA das jüngste der Major Turniere ist gibt es doch auch hier jede Menge Tradition. Dieses Turnier ist eigentlich die Offizielle Meisterschaft der PGA of Amerika. Dieser Vereinigung gehören aber nicht nur Playingpros an sonder auch abertausende Clubprofessionals. Wie gesagt es ist deren Meisterschft und so gibt es in dem Starterfeld eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Teaching Pros die sich über eine gesonderte Qualifikation hierfür Qualifizieren können. Auch sind die Plätze immer etwas besonders, meist irgendwelche unbekannten aber dennoch außergewöhnliche Plätz, denkt nur mal an Whistling Straights.

Ihr seht also das Golf ein Spiel mit Tradition ist ohne das die Gegenwart und die Zukunft vergessen wird. Ich glaube das diese Tradition dem Sport gut tut und für mich ist sie ein elementarer Bestandteil des Sports. Man kann ja mal versuchen den Sport aus dieser Richtung zu betrachten und wird feststellen das manche Dinge durchaus Sinnvoll sind, auch wenn sie im ersten Moment seltsam Anmuten.

In dem Sinne weiterhin ein schönes Spiel

4 Kommentare:

  1. Das ist sehr stark. Sehr genial.
    Daraus hättest Du aber auch einen Zweiteiler machen können.
    Stark!

    Auch die Schwungbewegung.
    So einen Schwung hätte ich heute gerne...

    Ich liebe diesen Sport und bin etwas traurig, dass das Wetter es nicht zu lässt, mal wieder eine richtige Runde Golf zu spielen. Traditionell (um zum Thema zurück zu kommen) schneit s aber leider im Winter schon mal...
    Und da ich sowieso keine Zeit habe, ist das mit dem traurig sein eher rhetorisch..
    Starker Blog
    Sagte ich schon, oder?
    Traditionell fast schon bei Dir

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  2. Ja mein absolutes Vorbild in Sachen Schwung ist Ben Hogan. Ich habe eine Fotoserie von 4 Schwungelementen von Ihm lange in der Wohnung hängen gehabt, die Regierung hat das aber dann abgehangen als wir zusammenzogen. Der Junge ist der Vater des modernen Golfschwungs.

    Zweiteiler, tja das hätte ich wohl machen können, ist mir aber nicht in den Sinn gekommen? Muss ich beim nächsten Thema mal nachdenken.

    BTW wenn euch was einfällt über was ihr von mir berichtet haben möchtet könnt ihr mir das ja schreiben vielleicht habe ich Erfahrungen zu euren Wunsch Themen?

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  3. starker Blog. Deine Zeit in GB muss wirklich der Hammer gewesen sein.

    Gruß Matthias

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  4. Und schon habe ich das Thema für einen meiner nächsten Blogs, Danke Mathias.

    Es waren ja mehrere Aufenthalte aber der Hammer waren sie alle!

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