Natürlich kann ein fitter Körper, ein noch besserer Bewegungsablauf, eine noch genauer abgestimmter Schläger und was weiß ich noch, für das eine oder andere (Meter) an Mehr sorgen. Aber wenn der Kopf nicht will, dann nützt alles nichts. Das Thema Yips will ich hier nicht behandeln, mir geht es eher um die (eigene) Spieltaktik. Um das, was man sich vornimmt und das was man am Ende daraus macht.
Oder eben auch nicht, weil der Kopf nicht mitmacht.
Ich für meinen Teil habe dieses Jahr erstmals die Spiel-Vorgabe 18 (auf meinem Heimatclub Gatow) erreicht. Sprich, für mich ist aktuell jedes Bogey ein Netto-Par. Und mein Ziel sollte sein, jedes Loch im Schnitt mit Bogey abzuschließen. Diese Vorgabe habe ich u.a. auch, weil ich nicht so lang wie andere Spieler bin, aber auch, weil ich mich die letzten Jahre (seit ich 2009 angefangen habe) dennoch stetig verbessern konnte. Dabei ist am Anfang Spieltaktik eher nicht so wichtig, denn mit einem Boget kann man noch viele Punkte (und Fehler) ausgleichen. Doch das ändert sich mit abnehmendem Handicap. Und zwar massgeblich. Irgendwann kann man (also ich) nicht mehr viel mit Schwungtechnik machen, sondern ich muss es mit dem Kopf und der Herangehensweise an das Spiel probieren.
Letztes Jahr war mein Ziel möglichst viele Bogens zu spielen, idealerweise ein paar Par und wenn es sensationell lief, gerne auch mal ein Birdie. Und ich wusste, dass ich ein-drei gestrichene Bahnen durchaus noch wieder gutmachen konnte. Das ist dieses Jahr anders. Ein Double-Bogey ist ein Netto-Punkt, wenn ich eine Bahn streiche, muss ich schon zwei par spielen, um das wieder einzuholen. Und so stand ich Anfang des Jahres sehr oft auf dem Platz und habe mir oft gedacht: „Leg den Ball vor, spiel dann ein „relativ kurzen“ Pitch und sichere so das Bogey. Und das habe ich, leider nur mit mässigem Erfolg, umgesetzt. Was heißt leider, es war am Ende doch sogar zu erwarten, dass das nicht wirklich funktioniert, denn mathematisch hatte ich mir quasi selbst einen Schlag hinzugefügt.
Das Problem dabei ist nämlich, dass der Fehlschlag, den ich mir mit meinem Handicap erlauben darf, quasi schon freiwillig eingebaut wurde, bevor ich das Grün erreicht habe. Ich habe oft den zweiten (manchmal auch den ersten) Schlag „locker“ vorgelegt, um dann halt mit dem Dritten (bei Par 4) aufs Grün zu kommen. Doch ich habe zu oft die Fahne auch dann nicht nah genug anspielen können, oder sogar echte Fehlschläge beim Vorlegen eingebaut und mir so das Leben schwer gemacht. Aber der Kopf sagte mir: "Leg ihn vor, du darfst Bogeygolf spielen."
Und das ist ein grundsätzlich falscher Ansatz, ein klarer Gedankenfehler, denn es muss nicht heißen „Ich darf“, sondern „ich muss“ Bogeygolf spielen. Alles schlechter als ein Bogey führt bei meiner Vorgabe zum Punktverlust. Andersherum führt alles was besser als ein Bogey ist, aber zu Punktgewinnen. Also das Glas ist entweder halbvoll oder halbleer. Ich finde halbvoll klingt viel besser, oder?
Und wenn man sich dann die wirklich guten Spieler (nicht mal die auf der Tour) anschaut, sondern alle die besser als, sagen wir mal Hdcp -14 spielen, sieht man eines immer: Sie probieren es aufs Grün zu kommen. Klar sind viele (gerade ältere Spieler und Senioren) in dieser Handicap-Klasse oft gefühlt nur mit Hölzern am Start und nicht immer schaffen sie es aufs Grün, aber sie probieren es. Immer und immer wieder. Und am Ende fragt niemand, wie sie es geschafft haben oder wie oft se welchen Schläger dafür benutzt haben. Es gibt halt keine Bilder auf der Scorecard.
Ich habe für mich gelernt und versuche es umzusetzen dass, wenn der Fehlschlag dann doch mal kommt, ich die Situation immer noch mit einer guten Annäherung/Bunkerschlag oder sonst wie retten kann oder eben (aber erst dann) ein Bogey notiere. Auch ich gehe jetzt eher aufs Par. Das war diesen Sommer bei mir der größte Lerneffekt, es findet gerade ein Umdenken statt.
Wenn ich es auch so spiele und der Schlag klappt, habe ich die realistische Chance auf ein Par (oder mehr) und kann gut scoren. Ich verschiebe also das Risiko auf den Fall der Fälle und baue es nicht von vornherein mit in mein Spiel ein. Das heißt, ich bin alleine schon statistisch auf der richtigen Seite des Spiels. Das führt zu einer neuen Strategie und aggressiverem Spiel, aber auch zu deutlich besseren Ergebnissen in meinem Spiel. Auch steigt natürlich die Zahl der Bruttopunkte pro Runde bei mir an.
Und seitdem ich mein kurzes Spiel (chipen und Annäherungen genauso wie das Putten) etwas mehr trainiere, kann ich auch hier den einen oder anderen Fehlschlag noch retten/korrigieren.
Ich stehe jetzt am Ball und überlege, wie ich auf das Grün komme, welchen Schlag ich dafür machen muss, welchen Schläger ich brauche. Natürlich überlege ich, ob das realistisch ist und wie ein Fehlschlag aussehen könnten, denn einen 200 Meterschlag über ein Wasserhindernis wäre in meiner (Schlaglängen) Situation kein Fehlschlag, sondern einfach Blödsinn. Das Risiko und das Machbare müssen auch im Golfsport natürlich im Einklang mit dem Können und dem Machbaren stehen. Es kommt darauf an, was ich „kann“ und nicht, was ich gerne können würde.
Positiv ausgedrückt stehe ich jetzt am Ball und denke: „Den haust du jetzt mit dem Schläger xy aufs Grün“ und nicht: „Wo lege ich den Ball am sichersten ab?“.
Natürlich hilft in diesem Falle eine gewisse Schlagweite und die Kenntnis der eigenen Schlaglängen mindesten ebenso wie gute Platzkenntnis. Aber es hilft eben auch das eine oder andere an guter/positiver Erfahrung in vergleichbaren Situationen. Wenn ich an einem Ball gehe und denke „Hier hast du die letzten Male den Ball immer ins Wasser geschlagen“ hilft das weder mir, noch meinem Spiel. Und zu oft wird das zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung ...
Aber was soll man machen? Aufgeben? Nein, denn auch hier ist eine gute Balance von Risiko und Nutzenabwägung gefragt. Kein Harakiri, sondern ein positives "Mit dem Schläger xy spiele ich den Ball da hin" So entstehen positive Erlebnisse!
Eine Sache sollte übrigens immer gelten:
Wenn die Entscheidung für einen Schläger/Schlag gefallen ist und man am Ball steht,sollte man entweder gar nichts mehr denken oder maximal nur noch das was man machen will. Abe auf keinen Fall was im schlimmsten Fall passieren kann.
Wenn der Kopf soweit ist, dann kann der Körper seine 124 Muskeln einsetzen und die werden dann auch in aller Regel deutlich weniger Ausfall produzieren, als wenn man Angst hat. Angst ist im Golf kein guter Berater. Respekt ja, Vertrauen erst recht, aber weder Angst noch Selbstüberschätzung sind angesagt.
Bei mir führt das u.a. dazu, dass ich deutlich häufiger mit dem Hybrid oder gar Holz 3 vom Fairway (second cut) schlage als früher.
Aber egal was passiert, bitte niemals sich selbst überschätzen, denn wie lautet der kürzeste Golfwitz?
„Ich kann´s“!
Nur Golf findet man natürlich auf
und jeden Montag ab 19 Uhr im Programm von
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