Montag, 28. Mai 2012

This is it!


Sonntag morgen, 7.00 Uhr klingelt mein Wecker.
7.00 Uhr.
Sonntags.
Das ist an diesem Wochentag eigentlich nur dann der Fall, wenn ich meiner ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehe, denn da ist der Dienstbeginn entweder um 7.00 oder um 8.00 Uhr. UNd im letzteren Fall klingelt dann der Wecker um 7.00 Uhr. Logisch, oder?
Nun, an diesem Sonntag, dem 27.5.2012 um genau zu sein hatte ich nicht vor 12 Stunden auf einen Alarm zu warten.
Vielmehr stand ich auf, um Sport zu betreiben, was die ganze Geschichte eigentlich noch grotesker macht.
Der ein oder andere hat es vermutlich schon erahnt, die Platzreifeprüfung war terminiert!
Sonntag morgen, 9.00 Uhr ab Abschlag 10 wurden ich und 3 andere Prüflinge (von denen einer nicht erschien) vom früheren DGV-Prüfer und heutgigen Marshall des MGC Theo Scheld über den Platz gescheucht. Aber ich greife vor.
Nach einer kurzen Dusche stellte ich entsetzt fest, dass ich am Vortag vergessen hatte, neue Kapseln für die Kaffeemaschine zu kaufen. Ich musste mich also mit einem eher mäßigen Start in den Tag begnügen. Frühstück gibts bei mir um die Uhrzeit eh nicht.
Um 8.00 Uhr wollte ich am Platz sein um mich einzuschlagen. Nachdem ich bereits am Vortag runde 120 Bälle verkloppt habe und erstaunlich viele vernünftig hinbekommen habe war ich bis zu diesem Zeitpunkt vor Selbstvertrauen nur so strotzend.
Also 50 Bälle gezogen und losgelegt.
Mein Selbstvertrauen hat sich dann auch ziemlich schnell verflüchtigt, von meiner Sicherheit nach dem gestrigen Tag war nichts, rein gar nichts mehr da. Ich schlug wieder Querschläger wie zu meinen schlechtesten Anfangszeiten. Alle Pre-Shot-Routinen, alles im Kreis laufen und konzentrieren brachte nichts. Meine Bälle und die verbleibende Zeit bis zum Start wurden immer weniger.
Um 8.50 schaffte ich dann die ersten halbwegs vernünftigen Bälle rauszuhauen, aber wenn ich mir die Enge der ersten Bahn mit ihrer Felswand rechts vorstellte, beschlich mich eine mittelschwere Panik. Aber jetzt war es auch zu spät um abzusagen.
Also schulterte ich mein Bag und begab mich mit weichen Knien zum Abschlag 10. Dort wurde ich auch schon vom Prüfer, dem oben angesprochenen Theo Scheld begrüßt. Der erläuterte dann nochmal, dass wir mit 6 von 9 Löchern 12 Stablefortpunkte erreichen müssten. Und dass er besonderen Wert auf ein zügiges Spiel legen würde. Und dass ich als einziger Mann anfangen würde.
Mit den ersten beiden Infos konnte ich ja noch leben, aber dass ich den Reigen eröffnen sollte war irgendwie nicht so ganz nach meinem Geschmack,
Seis drum, mit dem Mann war nicht zu diskutieren.
Also aufgeteet, 3-4 Probeschwünge abgespult und Ball angesprochen.
Rückschwung, Abschwung, Ball getroffen, mitten in die Büsche. Ein fantastischer Start.
Ich entschloss mich kurzerhand eine provisorischen Ball hinterherzuschlagen, teete wieder auf, machte einen Probeschwung, schlug zu...und der Ball segelte butterweich in die Mitte des Fairway. Zu meiner eigenen Überraschung!
Mit dem 6. Schlag erreichte ich dann endlich das Grün, nur um dort wieder alles mit 4(!!!) Putts zu verdaddeln. 2 Aus 30cm Entfernung. Und das, obwohl das Putten eigentlich eine meiner Stärken ist. Oder zumindest war. Erstes Loch also gestrichen, kamen noch 8.
Am 2. Loch war ich dann wieder ich selbst. Der erste Ball ins Aus, der zweite starke 15m weit, der dann vierte Schag brachte mir nochmal 10m getopptes Hoppeln und mit Schlag 5,6 und 7 schaffte ich es immerhin den Berg hinauf. Nur, um den 8. Schlag in den Bunker zu setzen. Ausgerechnet die Disziplin, die ich am wenigsten trainiert hatte. Zu meiner eigenen Überraschung flog der Ball aber schon beim ersten Versuch in einer schönen Kurve in Richtung Grün. Einen Dämonen hatte ich also schon besiegt. Dann folgte ein hofnungsloser Chip und 3 Putts, und mein zweites Loch war gestrichen.
Am 3. Loch sollte ich aber mein großes Comeback geben. Der Abschlag gelang fast perfekt und auch das Eisenspiel war präzise und ausreichend lang. Sollte der Knoten etwa geplatzt sein? Nun, zumindest teilweise. Zwar brauchte ich erneut 3 Putts, säckelte aber an diesem Loch meine ersten 3 Punkte am Tag ein.
Loch Nummer 4, ein Par 3, begann ich mit einem Schlag an die Seite in den allgegenwärtigen Klee. Bis ich mich von dort aus ins Loch gekämpft hatte standen 6 Schläge auf der Scorecard, was aber immernoch einen Punkt ergab. Immerhin was gerettet.
Über das nächste Loch decke ich lieber den Mantel des Schweigens. Nur soviel, es hat mich wieder einen Ball aus meinem Fundus gekostet und war mein 3. Streichloch. Meine Performance war derartig fantastisch, dass ich den Ball, nachdem ich ihn aufgenommen habe ins Wasserhindernis gefeuert hab. Case closed.
Dann war es wieder Zeit für eines meiner Comebacks. Das nächste Loch spielte ich derartig gut, dass ich mich selbst nicht mehr erkannte. Und bekam meine verdienten 4 Punkte dafür.
Die Zwischenbilanz sah also folgendermaßen aus: 3 Löcher weg, einmal 1 Punkt, einmal 3 Punkte, einmal 4 Punkte. Machte 8. Brauchte ich noch 4. Bei 3 ausstehenden Löchern. Ich war wieder im Rennen!
Dumm nur, dass ich das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wusste. Da eine der Teilnehmerinnen schon aufgesteckt hatte, übernahm diese das Zählen für uns restliche Zwei. Ich hatte also keinen Schimmer, wie ich so im Rennen lag. Also weitermachen, so gut wie möglich.
Das nächste Loch lag mir auch schon immer. Schon bei meinen beiden 9-Loch-Runden mochte ich das. Ein Par 5, das zwar eine leichte Schieflage hat, es einem aber erlaubt blind über eine Kuppe ins Tal zu feuern da der Fairway relativ breit ist. Und man hat einen fantastischen Ausblick.
So kam ich auch recht zügig über besagte Kuppe und aufs Grün. Und nach 2 Putts auch ins Loch. Wieder 3 Punkte. Fehlte noch einer.
Dann ging es aufs spektakulärste Loch, die Bahn 17. Der Abschlag ist da leicht seitlich versetzt zum Fairway. Was nicht weiter schlimm wäre, läge er nicht ungefähr 70 Meter über Diesem. Also aufgestellt und hit-and-hope gespielt. Das letzte Mal hatte ich die Hütte des Greenkeepers getroffen, was meinen Pro zu den Worten brachte "also DAS hat auch noch keiner geschafft!".
Diesmal verfehlte ich die Hütte aber um ein gutes Stück und landete sicher auf dem Fairway. Den nächsten Schlag verzog ich und landete im Rough, den darauf schlug ich konsequenterweise gleich ins Wasser. Also droppen und Strafschlag kassieren. Schlag 5 brachte mich dann in die Nähe des Grüns, Schlag 6 aufs Grün und die Putts 7 und 8 ins Loch. Ein Punkt. Und noch ein Loch.
Loch 9 auf der Bahn 18 begann dann aber so, wie Loch 1 begonnen hatte. Mit einem Schlag ins Wasser. Wo auch der Provisorische Ball landete. Ich entschied mich dann zu droppen, chippte den Ball durch die Bäume wieder auf den Fairway und kam irgendwann auch auf dem Grün an, wo ich wieder 3 Putts danebensetzte. Dann konnte ich den Ball aufnehmen. Die Würfel waren gefallen.
Prüfer Scheld düste mit seinem Elektrocart zum Clubhaus, wir übrigen 3 absolvierten den Gewaltmarsch zurück. Ob ich bestanden hatte oder nicht? Keine Ahnung. Ich wusste nur, dass ich 4 Löcher streichen konnte und es mit 5 klappen musste.
Nachdem wir am Clubhaus angekommen waren bekamen wir noch ein paar warme Worte mit auf den Weg. Auch und vor allem in Bezug auf das zügige Spiel. Meine zwei Probeschwünge vor jedem Schlag würden VIIIIIIIIIIIIIIIIIEL zu lange dauern. Na meinetwegen. Sag mir endlich, was jetzt ist!
Nun gut, Scheld beugt sich vor, dann wollen wir mal zusammenzählen.
Ich kann es nicht wirklich fassen. Der Mann ist seit bestimmt 150 Jahren im Golfbusiness und schafft es nicht, das so ad hoc zusammen zu zählen auf der Runde??
Geduld...
Er schreibt hinter jede Schlagzahl meine Punktzahl, kommentiert das immer noch mit :"Hier waren es 2 unter ihrer Vorgabe, das macht dann 3 Punkte..."
Ja, ich hab das System begriffen, jetzt mach!
"So, dann zählen wir mal zusammen..."
Ich bitte darum!
"Das ist 0, das ist 0, das ist einer, das sind 3, das sind 4, das sind wieder 3, das ist einer und das waren wieder 0."
Ja, ich kann lesen. Danke!
"Und wenn man das zusammenzählt, dann kommt man auf 1, 4, 8, 11, 12.
Und damit haben sie bestanden. Herzlichen Glückwusch!"
Es war also wirklich wahr geworden. Trotz 4 Streichlöchern hatte ich gerade so die 12 Punkte erreicht. Ich rechnete nochmal nach und im zweiten Anlauf kam ich auch auf 12. Meine Mitspielerinnen beglückwünschten mich auch herzlich und Herr Scheld verschwand im Clubhaus, um mein Ergebnis eintragen zu lassen.
Nur, um kurz darauf mit dem Clubmanager wieder rauszukommen, der mit mehr oder weniger feierlich auch nochmal seine Glückwüsche überbrachte und mir meine Urkunde aushändigte.
Das Ding liegt im Moment noch auf meinem Ablagefach auf dem Schreibtisch. Ich kanns noch nicht so richtig realisieren. Bevor es losging war ich der Überzeugung, dass der Tag wieder im Desaster enden würde und ich mir was einfallen lassen müsste. Dann noch die permanente Hetzerei über den Platz und jetzt wars doch gelungen.
All die Stunden auf der Driving Range, die Kurseinheiten, der Frust, es hatte sich gelohnt. Ich war fast so glücklich wie an dem Tag, an dem ich mein erstes Examen bestanden hatte.
Was bleibt ist ein Blick zurück. Ein Blick auf ca. 1080 Bälle auf der Driving Range, auf insgesamt 8 Kurseinheiten, auf 5 Einzelstunden bei meinem Pro, auf 2 9-Loch-Platzrunden in 6 Wochen. Es war zwar ein strammes Programm, aber es hat auch riesig Spaß gemacht. Auch wenn ich ab und an kurz davor war, mein Set in den nächsten See zu werfen. Oder mit dem Auto drüber zu fahren.
Bedanken möchte ich mich daher an dieser Stelle zunächst einmal bei Thomas und Matthias K, die beide nicht locker gelassen haben, bis ich diesen Kurs endlich angefangen habe, bei Thomas im Speziellen weil ich mir hier alles von der Seele schreiben darf, bei meinem Pro Sven Eidelloth, der es geschafft hat, dass ich etliche kleine Fehler in kürzester Zeit abstellen konnte und der mit mir einen treuen Kunden gewonnen hat, beim Team des Mainzer Golfclubs um Stefan Kirstein, bei denen alles reibungslos und ohne großen Aufwand abgelaufen ist und natürlich bei allen Leserinnen und Lesern hier, die mich auf diesem Weg beobachtet haben.
Ich werde mich auch weiterhin hier zu Wort melden, dann aber auch mal zu allgemeinen Themen der Golfwelt.

In diesem Sinne

Gutes Spiel!

6 Kommentare:

  1. Alter Schwede das war nun wirklich ein ein knappes Ergebnis ! Umso Besser das es geklappt hat! Ich freue mich darauf dich in 2 Wochen in Meisdorf zu treffen !
    Noch mehr freue ich mich nach diesem Blog darüber das du im ANDEREM Team bist !!

    Glückwunsch Alex von Matthias

    AntwortenLöschen
  2. Ts, was ein vergiftetes Lob. Trotzdem danke;)
    Aber ich will dich der Etikette halber warnen, wenn ich alles so hinbekomme, wie die gewerteten Löcher und ich meine neuen Schläger habe, dann Hau ich euch die Bälle um die Ohren!!!;)

    Vg Alex

    AntwortenLöschen
  3. Ganz stark!
    PE und dein Bericht.
    Ich habe viel von mir wiedergefunden.
    Und ich kann mich erinnern, dass ich damals dachte:
    36 Punkte schaffe ich nie...

    Und dann irgendwann spielst du dein erstes Turnier und Zack,. Hdpc 3x oder so :-)
    Ich freue mich, dass du es geschafft hast und gehe auch davon aus, dass du hier weiter schreibst, denn die PE ist der Anfang von etwas ganz speziellem.
    Etwas ganz großem!
    Und ICH freue mich, dass Du, genau wie Josh, in meinem Team seid!
    Wir werden das WE rocken!

    AntwortenLöschen
  4. Auch von mir noch mal herrzlichen Glückwunsch. So ne Paltzreife ist schon ne feine Sache, jetzt kannst du ja loslegen und das HCP richtig angreifen. Zähl mal deine Putts, alles was du über 18 Putts gemacht hast hast du noch gut, DANN sieht das schon wieder ganz anders aus. Klingt alles so als ob hier einer nuer Star geboren ist.

    Super Blog!

    AntwortenLöschen
  5. Hallo Alex, schon beim lesen hätte ich das Gefühl - das muss der Golfclub Mainz sein. Als dann der Abschnitt mit dem erhöhten Abschlag kam, war ich mir sicher.
    Herzlichen Glühstrumpf zur bestandenen PE, das wie interessiert später keinen mehr.
    Ich hoffe doch mal, das du hier weiter schreibst...

    AntwortenLöschen
  6. Wir wollen das nächste Mal ins Hotel Montafon fahren und ein wenig golfen.

    AntwortenLöschen