Dienstag, 7. Oktober 2014

Pull-Hook

Da hier ja auch immer mal wieder "Golfeinsteiger" mitlesen und wir Golfer ja eine eigene "Sprache" haben, soll es diese Woche mal um ein paar Begriffserklärungen in Sachen Flugbahnen gehen. Auch weil es gerade hier immer wieder zu Missverständnissen kommt
Flugbahnen gibt es viele. Gewollte oder ungewollte. Wie sagte Lunke Donald in einem seiner "Lehrvideos" (ich zitiere sinngemäß):
"Golfspieler beherrschen den geraden Schlag. Sie müssen aber lernen die verschiedenen Flugkurven einzusetzen..."
Ja, den geraden Schlag. Kann man. Genau...
Ich wüsste jetzt schon sehr gerne, wer genau mit "man" in diesem Falle gemeint war, ich bin es nicht. Definitiv nicht auch wenn meine Bälle gefühlt natürlich immer gerade fliegen. Es sei denn, es ist windig, der Ball schmutzig, ich den Ball nicht sauber getroffen habe oder was weiß ich...
Aber zurück zur Ausgangslage, zur Definition der Begrifflichkeiten.
Welche Schläge gibt es eigentlich, wie heißen sie und wie schlägt man sie (vereinfacht erklärt)? 
Was passiert, wenn man einen Slice spielt? Wann ist ein Fade doch eher ein Hook oder gar schon schon ein Pull?

Folgende Schlagarten (für Rechtshänder, Linkshänder denken bitte genau andersherum) unterscheidet man beim Golfen generell:
Das sind die gängigen Flugkurven - Individuelle Steigerungsformen bleiben hier unberücksichtigt

Es gibt, neben dem von Luke Donald ja wohl standardmäßigen, geraden Schlag, eigentlich nur drei Arten von Schlägen. 

1. Den Push/Pull 
dass sind die extreme Fehlschläge, die direkt schon zur entsprechenden Seite starten und dann sogar noch extremer "abbiegen" 

2. Hook/Slice, da sind die Schläge, die gerade(r) starten, dann doch noch (gewollt oder ungewollt) stärker abbiegen und am Ende neben dem Ziel landen. 

Und dann gibt es noch die wirklich gewollten Flugkurven, den

3. Draw/Fade, also die Schläge, die die Pros gerne spielen und die wir selber feiern, wenn wir sie mal (unbeabsichtigt) hinbekommen. Also die Bälle, die etwas aus der Richtung starten um dann zum Ziel hin wieder zurückzudrehen.
Klingt komplizierter als es ist. 

Aber was heißt Fehlschläge?
Wer erinnert sich nicht an Bubba Watsons Pull-Hook (er ist Linkshänder…) im Stechen beim Masters 2012, als er den Ball quasi im rechten Winkel aus dem Wald aufs Grün spielte und dann, dank dieses unfassbaren Schlages, Masterssieger wurde?
Unglaublich, wenn man etwas so gewollt kann (so wie Bubba) und es dann gezielt einsetzt. Das Risiko ist dabei natürlich extrem, denn kommt die Kurve nicht, sind die Bälle sehr weit aus der Richtung.
Doch für uns „Normalos“ sind solche Schläge eigentlich immer nur als Fehlschläge zu sehen, denn niemand von uns käme ernsthaft auf die Idee, den Ball aus so einer unmöglichen Lage so aufs Grün spielen zu wollen. Oder doch?

Doch zurück zum Thema, was sind das für Schläge und wie entstehen sie: 
Es gibt gewollte Flugkurven die bewusst nicht gerade sind. Solche Kurven spielt man, um den Ball nach der Landung in der entsprechenden Richtung weiter rollen zu lassen, oder um damit auch Hindernissen aus dem Wege zu gehen. Wenn zum Beispiel die Fahnen kurz gesteckt ist und man die Fahne nicht direkt attackieren kann, weil ein Bunker davor liegt. Oder wenn man im Gelände um den Knick spielen muss oder will (um einen Baum der in Richtung Ziel steht auszuweichen). Oder wenn man einfach mit einem Schläger mehr Länge braucht, Das allerdings geht nur beim Draw, beim Fade ist die Flugkurve durch die geöffnete Schlagfläche höher, was Längenverlust erzeugt.


Draw
Der Begriff Draw bedeutet übersetzt Glanznummer und ist der am meisten angestrebte Ballflug. Mein Trainer sagt dazu: Der Profischlag. Der Ball startet nach rechts und landet durch eine leichte Linkskurve doch noch am Ziel. Der Ball wird durch den Draw etwas länger als bei einem geraden Schlag.

Erklärung: Beim Draw ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach links verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie rechts bzw. square und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach rechts verschoben. Um den Draw spielen zu können, muss der Schläger wirklich von Innen kommen. Die Startrichtung des Balles ist rechts und es entsteht ein seitlicher Linksdrall.


Ich habe den Draw als „Bild“ vor meinem Inneren Auge, wenn ich den Ball anspreche. Das Bild soll mich (hoffentlich) dazu bringen, dass ich mit dem Schläger auf der Schwungebene deutlicher von Innen komme und nicht, wie immer noch zu oft, von außen. 
Fade
Der Begriff Fade steht übersetzt für verwelken. Der Ball startet nach links und landet durch eine leichte Rechtskurve im Ziel. Beim Fade fliegt der Ball durch die leicht geöffnete Schlagfläche höher und dadurch etwas kürzer als beim geraden Schlag. 

Erklärung: Beim Fade ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach rechts verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie links bzw. square und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach links verschoben. Die Startrichtung des Balles ist links und es entsteht ein seitlicher Rechtsdrall.

Kommen wir zu den eigentlichen Fehlschlägen:

Hook
Der Begriff Hook bedeutet übersetzt Haken und der Begriff kommt dem sehr nahe, was im Golfsport mit dem Ball passiert, der dieser Flugkurve entspricht. Bei einem Hook schlägt man quasi einen Haken und zwar startet der Ball zuerst noch gerade zum Ziel, um dann nach links abzudrehen. Der Ball landet deutlich links 
Erklärung: Beim Hook ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach links verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie square (gerade) und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie nach rechts verschoben. Die Startrichtung des Balles ist gerade und es entsteht ein seitlicher Linksdrall, der für den Flug nach Links verantwortlich ist. Sein Pendant ist der


Slice
Der Begriff Slice bedeutet übersetzt Schnitt. Und genau das passiert mit einem Golfball bei einem Slice. Der Ball wird sozusagen „angeschnitten“ und startet zuerst gerade zum Ziel und dreht dann nach rechts ab. Und landet damit deutlich Rechts vom Ziel.
Beim Slice ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach rechts verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie square (gerade) und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie nach links verschoben. Die Startrichtung des Balles ist gerade und es entsteht ein seitlicher Rechtsdrall.




Pull
Pull bedeutet übersetzt Ziehen/Zerren. Der Ball startet nach links und bleibt dabei auf seiner Flugbahn weiterhin links. Dadurch entfernt er sich noch weiter vom Ziel als beim Hook.  
Für Technikfreaks: Beim Pull ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers square (gerade), die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie nach links verkantet und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach links verschoben. Die Startrichtung des Balles ist links und es entsteht kein seitlicher Drall. Steigerungsform im negativen Sinne ist der Pull Hook. Weiter Links geht nicht, selbst der Push-Hook ist nicht so weit links.


Push
 

Der Begriff Push bedeutet bekanntlich Stoß. Der Ball startet beim Push nach rechts und bleibt weiterhin gerade rechts. Er ist in seiner Konsequenz das Spiegelbild des Pulls.
Für Technikfreaks: Beim Push ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers square (gerade), die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie nach rechts verkantet und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach rechts verschoben. Die Startrichtung des Balles ist rechts und es entsteht daher kein seitlicher Drall. 


Weiter nach rechts gehen nur der Pull-Slice und ganz fatal der Push-Slice.
Das will keiner von uns. Freiwillig...

Trainingstipp:
Auf der Range nicht einfach immer nur Bälle raushauen, sondern durchaus auch auf die Ausrichtung und Ansprechpositionen des Balles achten. Dafür ist es u.a. durchaus hilfreich, einen Schläger/Stab vor die Füße zulegen, um damit die eigene Ausrichtung zu bestimmen. Dann sieht man auch wohin der Ball tatsächlich fliegt. (Bei mir ist das leider aktuell eher ein Push) Und man sieht dann auch eher was der Schaft macht.
Da es auf jeder Runde immer wieder Situationen gibt, in denen eine absichtliche Veränderung der Flugkurve hilfreich sein könnte, z.B. wenn man wie ich in Gatow auf der 1ten Bahn die Bäume im Knick umspielen muss, da der Drive mal wieder zu kurz oder zu weit links war, haben die Flugkurven schon einen steigenden Stellenwert in meinem Spiel. Aber bevor man über gewollte Flugkurven nachdenkt, sollte man dann doch erst einmal den Golfball sicher treffen können. 
Denn dann klappt es nicht nur mit dem Draw, sondern auch mit dem Score.

Nur Golf findet man natürlich auf 

              und         

und man kann uns im Radio hören: Jeden Montag ab 19 Uhr im Programm von 

http://meinsportradio.de/podcast-golf.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen