Freitag, 9. März 2012

Der eigene Anspruch - Das Leben als Golfpro auf der Tour

Profigolfer zu werden ist schwer.
Um Golfpro zu werden, braucht es nämlich nicht nur Talent, Fleiß, Glück und den richtigen Kopf (den man gut bei Kaymer sieht), sondern auch noch den finanziellen Backround. Ohne die wirtschaftlichen Möglichkeiten ist es fast unmöglich es auf der Profitour zu versuchen. 
Die Reisen kosten Geld, genauso muss das eigene Leben finanziert werden. Wenn man bei den Eltern wohnt, ist das sicherlich etwas einfacher. Aber alles in allem reden wir pro Jahr über gut 30.000 Euro plus x. die es zu beschaffen gilt.
Und wer denkt, dass man auf der Tour schnell viel Geld verdienen kann, hast sich getäuscht, denn am Anfang muss man sich, wie in jeder Sportart, erst einmal für höhere Aufgaben qualifizieren. Als Anfänger steht einem erste einmal eine drittklassige Tour, wie die EPD offen, wo es um 30.000 Euro geht. Pro Turnier, nicht für den Sieger. Der bekommt im Schnitt c. 5000 Euro Preisgeld.
Und so sind die ersten Jahre keine Herrenjahre, sondern Lehrjahre. Teure Lehrjahre, wenn man nicht mit Wildcards ausgestattet wird oder anderweitig den Sprung auf die Challenge Tour oder gar European Tour schafft.
Der Druck, schnell Geld verdienen zu müssen ist halt anders als in anderen Sportarten (abgesehen vom Tennis), wo man schnell (relativ viel) Grundgehalt bekommt.
Aber wer an sich glaubt und diesen Traum wirklich leben will, muss es irgendwann riskieren.


Ein Freund von mir, Peter Owens geht 2012 diesen Weg, nachdem er jahrelang als Teaching-Pro gearbeitet hat. Viele werden sagen, "dafür ist er mit 33 Jahren zu alt".
Viele werden sagen, "dafür ist er nicht gut genug" oder "er hat zu wenig Spielpraxis".
Ob er sportlich gut genug sein wird, kann ich nicht beurteilen, denn dazu fehlt mir das Auge. Aber ich unterstütze ihn dabei, seinen Lebenstraum zu erfüllen, weil ich ihn verstehe. Auch weil er sich nicht sein Leben lang fragen will, ob er es geschafft hätte. Er hat für diesen Schritt, gemeinsam mit mir und ein paar Freunden, ein Finanzierungsmodell entwickelt und auf die Beine gestellt, dass ihm die wirtschaftlichen Möglichkeiten für 2 Jahre gibt, ohne sich dafür verschulden zu müssen.
Nachdem er Anfang Januar in der Türkei  zwei Turniere der EPD gespielt hat, war er den Februar über in Portugal im Trainingslager, um sich auf die Saison vorzubereiten, die für ihn Mitte März mit der ECCO Tour SpanishOpen im La Manga Club so richtig beginnt. 
Wer ihm dabei etwas folgen will, kann das am Besten bei Twitter tun, wo er von sich hören lässt.
Doch bevor er am 12. März nach Spanien aufbricht, konnte ich mich mit ihm während einer Golfrunde im Märkischen Golfclub Phoeben ausführlich über seine ersten Eindrücke als Playing Pro unterhalten.
In Phoeben, auf einer frühen Trainingsrunde
Wie waren die ersten Eindrücke auf der Tour?
Es war natürlich aufregend in einem fremden Land ein Golfturnier zu spielen, aber ich hab schon ein bisschen Erfahrung damit (u.a. die british open Quali in England) insofern war es ja mir nicht ganz unbekannt. Ich hab gemerkt, dass es da bestimmte Cliquen gibt. Die Deutschen, die Skandinavier, Holländer, Briten, etc. ich bin aber ein Mensch der gerne allein ist (mit Ausnahme von meinem Sweetheart Alexandra und unserem Hund Jackson). Ich mag nicht nach der Runde mit anderen Pros über Golf zu quatschen. Ich muss ein bisschen abschalten. Viele gehen dann ein Bier zusammen trinken oder Karten spielen, aber ich bin dann lieber alleine, für mich.

Wie ist deine Form? Die Eindrücke, die Du per Twitter und auf unserer Runde bestätigt hast, sagen ja eher, dass du nicht so zufrieden mit deinem Spiel bist?
Ha ha, meine Form hat mich offiziell verlassen. Nein aber im Ernst, ich hatte eine sehr gute Phase letztes Jahr von Juni bis Nov.  Aber in Dezember lief es nicht so gut, im Januar war ich mit einem Freund (hcp. +0,5) auf Gran Canaria zum Training und da hab ich zwar meine Runden unter Par gespielt, aber ich hab mich mit meinem Schwung überhaupt nicht wohlgefühlt!
Eine Woche später, in der Türkei beim ersten Turnier hat mein schlechtes Gefühl sich nicht verbessert. Mein Schwunggefühl war weg. Ich habe zwar mein Bestes gegeben, aber leider war das Beste da gerade nicht sehr gut. Mein Freund und Kollege Cengiz (Anmerkung: Cengiz ist Teaching-Pro auf der Golfrange Grossbeeren, wo Peter auch gearbeitet hat) war auch da und hat bestätigt, dass er mich noch nie so schlecht erlebt hat. Erstaunlich ist dann aber das ich trotzdem beim zweiten Turnier den Cut geschafft habe. Das war das einzig Positive in die 2 Wochen Türkei.

Was macht man dagegen? Noch mehr trainieren?
Es wird leider viel zu oft überanalysiert wenn man schlecht spielt. Ich weiß dass das was ich übe richtig ist und ich weiß dass mein Spiel wiederkommt. Es ist nur einfach so, dass wir Menschen nicht in der Lage sind immer wie eine Maschine zu funktionieren. Wenn man einfach irgendein Top Profi unter die Lupe nimmt, dann sieht man dass der in eine Woche 76.ter wird und 2 Wochen später gewinnt er. Oder umgekehrt. 

Ich persönlich kann nicht 7 Tage die Woche nur Arbeiten und/oder an die Arbeit denken. Mir hilft es, wenn ich Ablenkung bekomme. Wie ist das bei Dir? Und wie sieht diese Ablenkung vom Spiel aus?
Also für mich macht das Golfspielen und üben unheimlich viel Spaß. Ich brauche zwar ab und zu ein oder zwei Tage frei, aber das dient nur der körperliche Regeneration. Golfspielen könnte ich jeden Tag. Es ist natürlich schwerer,  wenn man einen schlechten Lauf hat, aber man darf einfach nicht die Nerven verlieren. Ich glaube, wenn man sein Bestes und immer 100% gibt, dann werden die positiven Ergebnisse kommen.

Wie sieht dein Tagesablauf für gewöhnlich aus? Ich kann mir vorstellen, dass es einem mehr Spaß macht, den ganzen Tag auf dem Platz zu sein, wenn die Sonne scheint und etwas wärmer ist, als in dieser kalten Jahreszeit?
Ja! Auf jeden Fall. Ich bin der klassische Schönwetterspieler. Ich bin eine richtige Frostbeule und natürlich geht das Feingefühl mit kalten Fingern verloren. Aber ich bin immer sehr motiviert und deswegen gehe ich trotzdem üben. Das größte Problem für mich ist, dass ich das meiste erreiche, wenn ich auf dem Golfplatz bin. Aber leider kann man hier im Winter nicht so viel Zeit auf dem Platz verbringen. Aber ich kenne mich sehr gut und weiß, dass ich bei 30 Grad besser drauf bin als bei 10 Grad.

Ist es, gerade am Anfang und gerade im Trainingslager wie in Portugal, nicht sehr einsam?
Ja, es ist auf jeden Fall sehr einsam. Gerade abends wenn man Essen geht. Aber ich vermisse ehrlich gesagt nur meine Freundin und unseren Hund. Ich muss nicht irgendwelche Freunde um mich herum haben. Ich bin ein eher ruhiger Mensch (geworden), gehe früh ins Bett und stehe früh auf, ich geh eigentlich abends nicht weg. Und natürlich ist es am schönsten wenn ich meine Freizeit mit meiner Freundin und unserem Hund teilen kann.

Wie ist das Verhältnis unter euch Pros? Ist da eher der Konkurrenzkampf zu spüren, oder hat man eher ein freundschaftliches Verhältnis zueinander?
Naja, wie ich vorhin angedeutet habe, gibt es schon Cliquen unter den Pros. Ich sehe oft eine sehr freundliche Atmosphäre auf der Range, aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Tiger Woods und Lee Westwood sich auf der Range direkt vor Turnierbeginn freundschaftlich unterhalten würden. Natürlich sind das alle meine Gegner und ich will sie alle in Grund und Boden spielen, aber letztendlich kannst du beim Golf dein Gegner nicht beeinflussen. Mein Ziel ist es mein Bestes zu geben und zu versuchen mein bestes Golf zu spielen, was die anderen machen ist mir eigentlich egal.

Wie sehen deine nächsten Planungen aus? Wann und wo spielst Du wieder?
Ich fliege am 13.3 für 2 größere Turniere nach La Manga, Spanien. Da gibt es viel Preisgeld, aber noch interrasanter ist die Möglichkeit sich über die 2 turniere für ein Challenge Tour Event im Sommer zu qualifizieren. Danach bin ich bis Mitte Mai wieder in Berlin und ab dann bin ich viel unterwegs in Deutschland auf den EPD-Turnieren.

Was hast Du dir als Ziel für das erste Jahr auf der EPD gesetzt?
Also mein Ziel ist natürlich die Top 5 um direkt auf die Challenge Tour aufsteigen zu können, aber realistisch sehe ich mich im ersten Jahr unter den Top 15 der EPD. Ich bin sehr ehrgeizig und ich hasse es zu verlieren, deswegen möchte ich natürlich jedes Mal gewinnen, aber inzwischen bin ich auch Realist geworden und weiß dass mein (momentanes) Spiel nicht gut genug ist jedes Mal mit vorne dabei zu sein. Aber auch deswegen übe ich so viel und so hart, damit ich irgendwann meinen eigenen Ansprüche gerecht werden kann.

Letzte Frage: Wie sieht es mit deinem ungewöhnlichen Sponsorenkonzept aus? Läuft alles so, wie du es Dir vorstellst?
Ich finde das Konzept klasse. Leute können von mir „Aktien“ erwerben und sind dann quasi 7 Jahre lang am wirtschaftlichen Erfolg meines Golfspiels beteiligt. Ich muss eigentlich 18 Anteile verkaufen um meine Saison vollständig planen und finanzieren zu können. Bisher habe ich 14 Anteile verkauft. Für den Anfang sehr gut, aber natürlich brauche ich noch die fehlenden 4 Sponsoren um das Jahr komplett zu überstehen.

Ich drücke Peter jedenfalls die Daumen, dass der sportliche Erfolg sich einstellt. Schließlich habe ich schon die Reise nach Augusta nächstes Jahr gebucht...
Wer Interesse an dem Finanzierungskonzept von Peter hat, kann über mich mehr Informationen dazu erhalten.

Mehr Informationen und auch das Livescoring seiner Turniere hier.


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3 Kommentare:

  1. Interessantes Interview, main Lieber.

    Ich werde das hier weiter heimlich verfolgen.

    GZ

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  2. Danke.
    Heimlich ist gut :-)
    Aber hat die ihre Karriere nicht beendet und sich die Nase schon richten lassen?

    Ich hatte jedenfalls viel Spaß auf der Runde mit Pete und Tengel.
    Und ich werde, wenn ich denn darf, immer mal wieder berichten. Bestimmt!

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  3. Ich nochmals.
    Es gibt zwei Formen, Peter zu unterstützen.
    Die klassische als Sponsor (es sind noch Sponsorenplätze zu haben) und dann die des Förderers.
    Wer Interesse hat, kann sich an mich wenden.

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