Montag, 28. Mai 2012

This is it!


Sonntag morgen, 7.00 Uhr klingelt mein Wecker.
7.00 Uhr.
Sonntags.
Das ist an diesem Wochentag eigentlich nur dann der Fall, wenn ich meiner ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehe, denn da ist der Dienstbeginn entweder um 7.00 oder um 8.00 Uhr. UNd im letzteren Fall klingelt dann der Wecker um 7.00 Uhr. Logisch, oder?
Nun, an diesem Sonntag, dem 27.5.2012 um genau zu sein hatte ich nicht vor 12 Stunden auf einen Alarm zu warten.
Vielmehr stand ich auf, um Sport zu betreiben, was die ganze Geschichte eigentlich noch grotesker macht.
Der ein oder andere hat es vermutlich schon erahnt, die Platzreifeprüfung war terminiert!
Sonntag morgen, 9.00 Uhr ab Abschlag 10 wurden ich und 3 andere Prüflinge (von denen einer nicht erschien) vom früheren DGV-Prüfer und heutgigen Marshall des MGC Theo Scheld über den Platz gescheucht. Aber ich greife vor.
Nach einer kurzen Dusche stellte ich entsetzt fest, dass ich am Vortag vergessen hatte, neue Kapseln für die Kaffeemaschine zu kaufen. Ich musste mich also mit einem eher mäßigen Start in den Tag begnügen. Frühstück gibts bei mir um die Uhrzeit eh nicht.
Um 8.00 Uhr wollte ich am Platz sein um mich einzuschlagen. Nachdem ich bereits am Vortag runde 120 Bälle verkloppt habe und erstaunlich viele vernünftig hinbekommen habe war ich bis zu diesem Zeitpunkt vor Selbstvertrauen nur so strotzend.
Also 50 Bälle gezogen und losgelegt.
Mein Selbstvertrauen hat sich dann auch ziemlich schnell verflüchtigt, von meiner Sicherheit nach dem gestrigen Tag war nichts, rein gar nichts mehr da. Ich schlug wieder Querschläger wie zu meinen schlechtesten Anfangszeiten. Alle Pre-Shot-Routinen, alles im Kreis laufen und konzentrieren brachte nichts. Meine Bälle und die verbleibende Zeit bis zum Start wurden immer weniger.
Um 8.50 schaffte ich dann die ersten halbwegs vernünftigen Bälle rauszuhauen, aber wenn ich mir die Enge der ersten Bahn mit ihrer Felswand rechts vorstellte, beschlich mich eine mittelschwere Panik. Aber jetzt war es auch zu spät um abzusagen.
Also schulterte ich mein Bag und begab mich mit weichen Knien zum Abschlag 10. Dort wurde ich auch schon vom Prüfer, dem oben angesprochenen Theo Scheld begrüßt. Der erläuterte dann nochmal, dass wir mit 6 von 9 Löchern 12 Stablefortpunkte erreichen müssten. Und dass er besonderen Wert auf ein zügiges Spiel legen würde. Und dass ich als einziger Mann anfangen würde.
Mit den ersten beiden Infos konnte ich ja noch leben, aber dass ich den Reigen eröffnen sollte war irgendwie nicht so ganz nach meinem Geschmack,
Seis drum, mit dem Mann war nicht zu diskutieren.
Also aufgeteet, 3-4 Probeschwünge abgespult und Ball angesprochen.
Rückschwung, Abschwung, Ball getroffen, mitten in die Büsche. Ein fantastischer Start.
Ich entschloss mich kurzerhand eine provisorischen Ball hinterherzuschlagen, teete wieder auf, machte einen Probeschwung, schlug zu...und der Ball segelte butterweich in die Mitte des Fairway. Zu meiner eigenen Überraschung!
Mit dem 6. Schlag erreichte ich dann endlich das Grün, nur um dort wieder alles mit 4(!!!) Putts zu verdaddeln. 2 Aus 30cm Entfernung. Und das, obwohl das Putten eigentlich eine meiner Stärken ist. Oder zumindest war. Erstes Loch also gestrichen, kamen noch 8.
Am 2. Loch war ich dann wieder ich selbst. Der erste Ball ins Aus, der zweite starke 15m weit, der dann vierte Schag brachte mir nochmal 10m getopptes Hoppeln und mit Schlag 5,6 und 7 schaffte ich es immerhin den Berg hinauf. Nur, um den 8. Schlag in den Bunker zu setzen. Ausgerechnet die Disziplin, die ich am wenigsten trainiert hatte. Zu meiner eigenen Überraschung flog der Ball aber schon beim ersten Versuch in einer schönen Kurve in Richtung Grün. Einen Dämonen hatte ich also schon besiegt. Dann folgte ein hofnungsloser Chip und 3 Putts, und mein zweites Loch war gestrichen.
Am 3. Loch sollte ich aber mein großes Comeback geben. Der Abschlag gelang fast perfekt und auch das Eisenspiel war präzise und ausreichend lang. Sollte der Knoten etwa geplatzt sein? Nun, zumindest teilweise. Zwar brauchte ich erneut 3 Putts, säckelte aber an diesem Loch meine ersten 3 Punkte am Tag ein.
Loch Nummer 4, ein Par 3, begann ich mit einem Schlag an die Seite in den allgegenwärtigen Klee. Bis ich mich von dort aus ins Loch gekämpft hatte standen 6 Schläge auf der Scorecard, was aber immernoch einen Punkt ergab. Immerhin was gerettet.
Über das nächste Loch decke ich lieber den Mantel des Schweigens. Nur soviel, es hat mich wieder einen Ball aus meinem Fundus gekostet und war mein 3. Streichloch. Meine Performance war derartig fantastisch, dass ich den Ball, nachdem ich ihn aufgenommen habe ins Wasserhindernis gefeuert hab. Case closed.
Dann war es wieder Zeit für eines meiner Comebacks. Das nächste Loch spielte ich derartig gut, dass ich mich selbst nicht mehr erkannte. Und bekam meine verdienten 4 Punkte dafür.
Die Zwischenbilanz sah also folgendermaßen aus: 3 Löcher weg, einmal 1 Punkt, einmal 3 Punkte, einmal 4 Punkte. Machte 8. Brauchte ich noch 4. Bei 3 ausstehenden Löchern. Ich war wieder im Rennen!
Dumm nur, dass ich das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wusste. Da eine der Teilnehmerinnen schon aufgesteckt hatte, übernahm diese das Zählen für uns restliche Zwei. Ich hatte also keinen Schimmer, wie ich so im Rennen lag. Also weitermachen, so gut wie möglich.
Das nächste Loch lag mir auch schon immer. Schon bei meinen beiden 9-Loch-Runden mochte ich das. Ein Par 5, das zwar eine leichte Schieflage hat, es einem aber erlaubt blind über eine Kuppe ins Tal zu feuern da der Fairway relativ breit ist. Und man hat einen fantastischen Ausblick.
So kam ich auch recht zügig über besagte Kuppe und aufs Grün. Und nach 2 Putts auch ins Loch. Wieder 3 Punkte. Fehlte noch einer.
Dann ging es aufs spektakulärste Loch, die Bahn 17. Der Abschlag ist da leicht seitlich versetzt zum Fairway. Was nicht weiter schlimm wäre, läge er nicht ungefähr 70 Meter über Diesem. Also aufgestellt und hit-and-hope gespielt. Das letzte Mal hatte ich die Hütte des Greenkeepers getroffen, was meinen Pro zu den Worten brachte "also DAS hat auch noch keiner geschafft!".
Diesmal verfehlte ich die Hütte aber um ein gutes Stück und landete sicher auf dem Fairway. Den nächsten Schlag verzog ich und landete im Rough, den darauf schlug ich konsequenterweise gleich ins Wasser. Also droppen und Strafschlag kassieren. Schlag 5 brachte mich dann in die Nähe des Grüns, Schlag 6 aufs Grün und die Putts 7 und 8 ins Loch. Ein Punkt. Und noch ein Loch.
Loch 9 auf der Bahn 18 begann dann aber so, wie Loch 1 begonnen hatte. Mit einem Schlag ins Wasser. Wo auch der Provisorische Ball landete. Ich entschied mich dann zu droppen, chippte den Ball durch die Bäume wieder auf den Fairway und kam irgendwann auch auf dem Grün an, wo ich wieder 3 Putts danebensetzte. Dann konnte ich den Ball aufnehmen. Die Würfel waren gefallen.
Prüfer Scheld düste mit seinem Elektrocart zum Clubhaus, wir übrigen 3 absolvierten den Gewaltmarsch zurück. Ob ich bestanden hatte oder nicht? Keine Ahnung. Ich wusste nur, dass ich 4 Löcher streichen konnte und es mit 5 klappen musste.
Nachdem wir am Clubhaus angekommen waren bekamen wir noch ein paar warme Worte mit auf den Weg. Auch und vor allem in Bezug auf das zügige Spiel. Meine zwei Probeschwünge vor jedem Schlag würden VIIIIIIIIIIIIIIIIIEL zu lange dauern. Na meinetwegen. Sag mir endlich, was jetzt ist!
Nun gut, Scheld beugt sich vor, dann wollen wir mal zusammenzählen.
Ich kann es nicht wirklich fassen. Der Mann ist seit bestimmt 150 Jahren im Golfbusiness und schafft es nicht, das so ad hoc zusammen zu zählen auf der Runde??
Geduld...
Er schreibt hinter jede Schlagzahl meine Punktzahl, kommentiert das immer noch mit :"Hier waren es 2 unter ihrer Vorgabe, das macht dann 3 Punkte..."
Ja, ich hab das System begriffen, jetzt mach!
"So, dann zählen wir mal zusammen..."
Ich bitte darum!
"Das ist 0, das ist 0, das ist einer, das sind 3, das sind 4, das sind wieder 3, das ist einer und das waren wieder 0."
Ja, ich kann lesen. Danke!
"Und wenn man das zusammenzählt, dann kommt man auf 1, 4, 8, 11, 12.
Und damit haben sie bestanden. Herzlichen Glückwusch!"
Es war also wirklich wahr geworden. Trotz 4 Streichlöchern hatte ich gerade so die 12 Punkte erreicht. Ich rechnete nochmal nach und im zweiten Anlauf kam ich auch auf 12. Meine Mitspielerinnen beglückwünschten mich auch herzlich und Herr Scheld verschwand im Clubhaus, um mein Ergebnis eintragen zu lassen.
Nur, um kurz darauf mit dem Clubmanager wieder rauszukommen, der mit mehr oder weniger feierlich auch nochmal seine Glückwüsche überbrachte und mir meine Urkunde aushändigte.
Das Ding liegt im Moment noch auf meinem Ablagefach auf dem Schreibtisch. Ich kanns noch nicht so richtig realisieren. Bevor es losging war ich der Überzeugung, dass der Tag wieder im Desaster enden würde und ich mir was einfallen lassen müsste. Dann noch die permanente Hetzerei über den Platz und jetzt wars doch gelungen.
All die Stunden auf der Driving Range, die Kurseinheiten, der Frust, es hatte sich gelohnt. Ich war fast so glücklich wie an dem Tag, an dem ich mein erstes Examen bestanden hatte.
Was bleibt ist ein Blick zurück. Ein Blick auf ca. 1080 Bälle auf der Driving Range, auf insgesamt 8 Kurseinheiten, auf 5 Einzelstunden bei meinem Pro, auf 2 9-Loch-Platzrunden in 6 Wochen. Es war zwar ein strammes Programm, aber es hat auch riesig Spaß gemacht. Auch wenn ich ab und an kurz davor war, mein Set in den nächsten See zu werfen. Oder mit dem Auto drüber zu fahren.
Bedanken möchte ich mich daher an dieser Stelle zunächst einmal bei Thomas und Matthias K, die beide nicht locker gelassen haben, bis ich diesen Kurs endlich angefangen habe, bei Thomas im Speziellen weil ich mir hier alles von der Seele schreiben darf, bei meinem Pro Sven Eidelloth, der es geschafft hat, dass ich etliche kleine Fehler in kürzester Zeit abstellen konnte und der mit mir einen treuen Kunden gewonnen hat, beim Team des Mainzer Golfclubs um Stefan Kirstein, bei denen alles reibungslos und ohne großen Aufwand abgelaufen ist und natürlich bei allen Leserinnen und Lesern hier, die mich auf diesem Weg beobachtet haben.
Ich werde mich auch weiterhin hier zu Wort melden, dann aber auch mal zu allgemeinen Themen der Golfwelt.

In diesem Sinne

Gutes Spiel!

Freitag, 25. Mai 2012

Da ist er ja…


Wer schon mal eine Runde Golf gespielt hat, wird wissen, dass die Zeit (meistens) gut investierte Zeit ist, denn nirgendwo sonst hat man mehr Gelegenheit und Muße, sich mit (netten) Flightpartnern zu unterhalten und Menschen besser kennen zu lernen. Da kann man viele nette Dinge erfahren und in der Tat auch so manches Business (fast schon nebenbei) machen. Ich für meinen Teil will aber auf der Rund eigentlich nicht über Arbeit reden, sondern abschalten und nette Menschen kennenlernen, was mir meistens auch gelingt. Ok, meine Flightpartner trifft es (meistens) härter als mich, aber auch ich bin noch zu toppen. Und zwar von der Gattung „Da ist er ja“ Golfer.

Ich habe die Einstellung 
„Wer beim Golfen bescheißt, der bescheißt auch mich!“
Aber das sehen leider nicht alle so. Denn obwohl man beim Golf sich selbst zu kontrollieren und quasi für und gegen sich und miteinander spielt, gibt es diese Typen, die es nicht anders können. Die jeden ihrer Bälle wieder finden, egal wie aussichtslos die Suche ist. Die einfach nicht begriffen haben, dass sie am Ende sich selbst bescheißen. Und wenn sich dann also jemand selber bescheißt, in dem er z.B. jeden Ball in den schlimmsten Lage wiederfindet, ist er nicht mehr ernst zu nehmen.

Ich habe Leute gesehen, die sind Zauberer, die finden ihre Bälle manchmal sogar 20 Meter weiter weg, als der Ball ursprünglich gelandet ist. Ja, es gibt sie, die Spieler, denen immer mal ein Ball aus der Hose fällt. Doch bei mir endet dann sofort jegliches Interesse und ich fahre das Maß an Kommunikation aufs aller notwendigste runter. Und ich meine nicht die Spieler, die aus versehen den falschen Ball spielen oder sich mal verzählen. Die sind es nicht, dass kann immer mal passieren, auch wenn es ärgerlich ist.

Ich rede von der Sorte Golfer, die nicht weiter als bis 5 zählen kann, so wie der Anwalt letztens, der beides perfekt drauf hatte. Bälle finden und max. eine Fünf spielen (oder streichen, wenn es wirklich nicht mehr ging mit dem Zählen). Ich weiß nicht, wie viele Bälle der verloren hat, aber am Ende war es, zumindest nach seiner Auslegung der Regel, kein einziger. Das war aber dann doch für alle im Flight nicht wirklich überraschend, so auffällig wie er dabei war. Suchen, wenn niemand scheinbar guckt, sich bücken (den Ball aufteen) und rufen: „Da ist er ja!“  

Das Highlight war sicherlich der Ball, denn  er erstaunlicherweise eigentlich  locker 20 Meter weiter vorne hätte finden müssen. Dass der Ball am Roughrand in aller bester Lage lag und nicht im tiefen Dickicht war selbstredend. Wenn man dann den Ballflug sah muss sein Ball auch noch genau auf einem Tee gelandet und dort liegen geblieben sein. Unglaublich wie dreist einige sind. Unglaublich, dass wir uns über Etikette aufregen, aber am Ende dann doch diese Typen davonkommen lassen, die dermaßen schummeln. 
Stark war auch, als er an einem Par 5 mit seinem 8ten Schlag knapp vor dem Grün lag (nach diversen Fehlschlägen, wo die Bälle kaum flogen) und er auf Nachfrage wie er liegt, ganz trocken meinte:
„Ich liege zur 5“

Mich regt so etwas ja eigentlich immer auf, doch an dem Tag hatte ich zwei alte Haudegen im Flight, die beide nur trocken meinten:
„Reg dich nicht auf, dass macht der immer so, denn nimmt hier keiner mehr ernst“  
„Zählen kann er auch nicht und das als Anwalt!“

Und so habe ich es laufen lassen und bin seitdem auch deutlich entspannter, zumal er, trotz aller Schummelei, deutlich sein Handicap verpasst hatte.
Ich habe danach kein Wort mehr mit ihm gesprochen und am Ende der Runde zwar noch die Hand geschüttelt, aber seitdem grüße ich ihn nicht mal mehr.
Das wir unser Rundenbier nur zu Dritt zu uns genommen haben, ist kein Wunder.

Aber eigentlich ist das die falsche Reaktion, eigentlich müsste man diese Typen melden, oder wie seht ihr das?

Nur Golf bei:

Mittwoch, 16. Mai 2012

Time is score

Ich habe in den letzten vier Jahren eine Menge Golfer erlebt. Den 12 jährigen, der den Ball weiter schlägt als ich, genauso wie den 22 jährigen Longhitter, der den Ball weiter als der Head-Pro ballert. Genauso habe ich Männer gesehen, die mit über 80 noch Golf spielen (und ich meine wirklich spielen) auch wenn sie kaum noch Laufen können und daher mit dem E-Card zum nächsten Schlag fahren müssen. 

Aber der Hit sind die Typen, die jeden Ball stundenlang ansprechen und so das ganze Tempo aus dem Flight nehmen, mit ihrer Pre-Shot-Routine. Ich hasse das, denn ich brauche eine Art Rhythmus.
Und ich meine damit nicht den Rhythmus von Kevin Na (oder Jason Dufner)




Ich hatte bisher noch keinen Amateur, der dieses Dauerwagglen so drauf hat, wie Kevin Na (hier beim diesjährigen The Players) aber wer weiß, was da noch auf mich zu kommt.
Und ich habe keine Ahnung, wie ich darauf reagieren würde.
Keevin Na als er darauf angesprochen wurde: 
"Ich versuche mich auf die Waggles einzustellen", sagte er während des Turniers. "Normalerweise ist es ein kleiner Waggle, dann ein halber, gefolgt von einem kleinen und einem halben. Aber wenn etwas nicht klappt, mache ich paarweise weiter. Also erst vier, dann sechs, wenn das nicht klappt immer so weiter…" 
Er schaffte es an einer Bahn schließlich fünf Probeschwünge, 24 Waggles und zwei Absetzer hinzubekommen. 
Sein "Sorry, Zach!" zu seinem Spielpartner Zach Johnson hätte ich ihm mit dem Diver beantwortet...

Ich werde wahnsinnig, wenn das alles so lange dauert.
Ja, ich rede schnell, ich denke schnell und ich spiele schnell.
Warum auch nicht?

Ich habe, zumindest in meiner subjektiven Selbstwahrnehmung, mein bestes Golf immer dann gespielt, wenn es einigermaßen zügig vorwärts ging. Auch wenn ich her gerade die ideale Taktik gegen mich verrate, alles was länger als fünf Stunden pro Runde dauert, geht gar nicht. Bei unseren Monatsbechern und mittwöchlichen Herrenrunden war es immer so, dass ich dann gut war, wenn wir Dreierflights hatten und schnell spielten. Sobald wir in Viererflights am Start waren, ging mein Ergebnis in die Knie und ich habe mein Hdcp so sogar teilweise verschlechtert. Und das passiert mir auch bei Privatrunden. Schnelles Spiel, gute Scores, langsames Spiel, schlechte Scoes.
Die Krönung war ein Einladungsturnier letzte Saison. Wir starteten zu viert, weil der vierte Spieler (ich nenne ihn mal Depp) zu blöd war, seinen Flight zu finden. Das seine Freundin in meinem Flight war, war vllt. auch ein Grund. Und das er mit ihr spielen wollte, kann ich ihm bei dem Hintern nicht verdenken. Das er ihr, sie war Anfängerin, helfen wollte,  ist löblich, doch wenn der Blinde dem Blinden helfen will, ist das manchmal nicht Ziel führend. Aber das ist alles noch ok. Alles kein Problem. Wenn die beiden das wollen und gut finden, bitte schön.
Das „Depp“ dann aber jeden Ball 70 Sekunden lang anspricht (ja, 70 Sekunden, ich habe mehrfach mit gestoppt), machte ihn nicht sympathischer. Ich war darüber schnell sauer und verlor meinen Rhythmus. Und das schlimmste daran war, dass er das auch bei jedem Putt gemacht hat.  Hätte er wenigstens eine 80er Runde gespielt, ok. Aber der junge Mann hat gut 120 Schläge gebraucht. Das unser Flight insgesamt 7 Stunden unterwegs war, war da dann auch nur die logische Konsequenz. Als er dann aber an der 13 oder so zum schnelleren Spiel mahnte, weil Regenwolken aufzogen, war das Fass voll. Dass ich die Runde überhaupt überstanden habe, und nicht wegen versuchten Totschlags mit dem 7er Eisen im Gefängnis landete, ist einer meiner größten und menschlichen golferischen Erfolge. Das Ergebnis war hingegen eine der wenigen Runden in denen ich mein Handicap nicht ansatzweise gespielt habe.

Seitdem vermeide ich alle vorgabewirksamen Turniere mit Viererflights und in meinem Club hat man auch angefangen, darauf zu reagieren. Also nicht auf mich, sondern das langsame Spiel bei vorgabewirksamen Turnieren, man lässt Dreierflights spielen. Das hilft allen, übrigens auch denen, die nach den Turnierspielern spielen.
Nur Golf bei:



Montag, 14. Mai 2012

Golf hurts!



Sodele, nach eine Woche Pause bin ich auch wieder da.
Grund für diese kleine Unterbrechung war eine kleine Verletzung, aufgrund derer ich nicht so sonderlich gut in der Verwendung meiner linken Hand war. Aber von vorne.

Ich habe mir mein Kursprogramm ja so zusammen gestellt, dass es durchaus das Prädikat "Schnelldurchgang" verdient. Das schließe ich zumindest daraus, dass ich fast jedes Mal neue Leute kennen lerne.
Vorletzte Woche stand daher auch schon die drittletzte Einheit, die Verfeinerung des langen Spiels, auf dem Plan. Der Verlauf ist recht schnell erzählt. Jeder bekam einen Eimer mit 125 (sic!) Bällen und die sollte man verballern. Vom Tee, vom Boden, mit dem Holz 4, mit dem Holz 3 und dem Driver. Und mit den Eisen. Und den Wedges. Nur mit dem Putter nicht, obwohl mich das ehrlich gesagt auch mal interessiert hätte. Hab mich aber nicht getraut, das zu versuchen. Ein anderes Mal eben.

Meine zweitschwerste Sportbewegung der Welt habe ich mittlerweile so drauf, dass ich das, was vorher Glück war nun die Regel ist. Mit meinen Eisen bringe ich den Ball schnurgerade raus, mit den Hölzern habe ich noch einen saftigen Slice drin. Da ich dieses Schicksal aber wohl mit vielen anderen Golfern teile mache ich mir darüber eher weniger Sorgen.
Erstaunlich war nur, dass ich mit den langen Schlägern irgendwie besser zurecht gekommen bin als mit den Kurzen. Eigentlich sollte es ja andersrum sein. Sagt zumindest mein Pro.
Lediglich an Länge mangelt es mir noch irgendwie, aber da rächt sich wohl der Umstand, dass ich in meinem ganzen Leben noch keine Sportart betrieben habe, deren Bewegungsablauf dem jetzigen auch nur annähernd ähnelt.
Das dürfte dann auch der Grund sein, warum ich mir die linke Hand ramponiert habe.
Nach so ca. 80 gespielten Bällen baute sich immer mehr ein stechender Schmerz in den oberen Knöcheln des kleinen- und Ringfingers auf (die exakte medizinische Beschreibung erspare ich euch und mir), was dazu führte, dass ich fortan immer weniger in der Lage war, einen vernünftigen Schlag schmerzfrei auszuführen.
Da mich aber, einmal mehr, der falsche Ehrgeiz gepackt hatte verballerte ich noch meine restlichen Bälle. Eine Entscheidung, die ich Abends schon bitterlich bereuen sollte. Denn meine linke Hand war nahezu unbrauchbar geworden und wurde bei jeder Belastung von einem stechenden Schmerz durchzogen. Das allein war aber noch nicht so schlimm, das Problem bestand darin, dass nur 3 Tage später die Kurzplatzrunde auf dem Programm stand!
Ich stand also vor dem Problem, das schon Jürgen Klinsmann vor dem EM-Finale 1996 hatte: Ich musste zügig wieder fit werden. Also habe ich mich selbst mit Eispäckchen und Mobilat behandelt in der Hoffnung, dass alles doch nicht so schlimm sein möge.
Und siehe da, 3 Tage später waren die Schmerzen soweit abgeklungen, dass ich schon wieder schmerzfrei etwas greifen konnte. Ein paar Trockenschwünge zeigten mir jedoch schnell, dass an einen vernünftigen Golfschwung nicht wirklich zu denken war. Termin stand aber. Und sollte auch tunlichst wahrgenommen werden.
Also einen notdürftigen Tapeverband um die Hand gewickelt, der dafür sorgte, dass die mehr oder weniger komplett steif war und den Handschuh drüber gezogen. Ballgefühl und Präzision waren ab da zwar nur noch ein frommer Wunsch, aber ich war zumindest in der Lage, einen Ball zu schlagen ohne Tränen in die Augen zu bekommen. Ja, diese Opfer bringe ich!
Die Runde an sich war ziemlich unterhaltsam. Wir starteten in 2 Flights, einmal mit 2 und einmal mit 3 Personen. Mein Flight war 3 Personen stark und wir hatten echt Spaß, überboten wir uns doch mit unseren Peinlichkeiten.
Erst schlug ich aus 3 Metern einen Ball gegen den einzig in der Gegend stehenden Baum (obwohl ich nicht auf ihn gezielt hatte), dann traf ein Anderer aus 2 Metern das Loch nicht obwohl er drauf gezielt hatte), wir liefen uns gegenseitig über die Puttlinien, kurzum, wir machten wenig richtig. Und das schon am ersten Loch! Zu unserer Ehrenrettung möchte ich aber sagen, dass wir versuchten, uns so gut wie möglich an die Regeln und die Etikette zu halten. Hat auch, mit vereinten Kräften und mit Einschränkungen geklappt.
Am zweiten Loch spielten wir schon, von der Schlagzahl mal abgesehen, wie alte Hasen. Eins haben wir aber bis zum Ende nicht abgestellt bekommen. Wenn ein Anderer am Zug war haben wir diese Zeit nicht genutzt, um uns selbst auf unseren Schlag vorzubereiten, sondern haben immer voller Faszination zugeschaut, was da jetzt fabriziert wird und haben uns erst danach Gedanken darüber gemacht, wer denn jetzt überhaupt was machen soll und darf. Das zügige Spiel hatten wir also noch nicht restlos verinnerlicht.
Auch die Diskussion, wer zuerst abschlägt wuchs sich zum Schätzspiel aus:
"Wer fängt an?"
"Wieviel hattet ihr beim letzten Loch?"
"Glaub so 7."
"Denke so um die 6. Und du?"
"Keine Ahnung."

Zählen will eben gelernt sein.

Die restlichen Löcher liefen alle so lala, meist lag das Problem darin, dass man den Ball ungebremst über das Grün hinaus gespielt hat und sich dann von hinten wieder heranpirschen musste. Irgendwie fehlte noch das Gefühl für das richtige Verhalten von richtigen Bällen. Aber das sollte nichts sein, was sich nicht abstellen ließe.

Und kurz vor dem Ende schafften wir es sogar noch, ein Loch tatsächlich Par zu spielen. Wir schafften es aber auch, das ein oder andere Loch mit Doppel-Par zu beenden. Passenderweise fing es am 5. Loch auch noch an in Strömen zu regnen. Unser Pro beobachtete uns daraufhin unter dem wohl größten Regenschirm, den der Markt hergibt. Und wir wurden nass. Spaß hat es aber trotzdem gemacht!
Allerdings bezahlte ich diesen Ausflug die nächsten Tage wieder teuer, denn meine Hand war Abends wieder in der Form, in der sie 3 Tage zuvor schon gewesen ist.
Deswegen habe ich mir letzte Woche mal eine Auszeit genommen und meine obligatorischen Einheiten auf der Range gecancelt. Erst letzten Freitag habe ich es wieder gewagt, ein paar Bälle zu schlagen, was auch ganz gut funktioniert hat. Gespürt hab ichs danach trotzdem wieder, wenn auch nicht so stark wie zuvor.
Deshalb werd ich diese Woche bis Samstag auch nochmal pausieren. Da steht dann die 9-Loch-Runde auf dem richtigen Platz an. Da sollte ich wohl besser in der Lage sein, vernünftig zu spielen. Deshalb, entgegen meiner Natur, werd ich mal vernünftig sein. Immerhin steht ja kurz darauf auch die Prüfung an. Und die muss ich ja tunlichst bestehen... ;-)


Nur Golf bei:

Freitag, 11. Mai 2012

Matchplay ist anders

Golf ist die Sportart, in der der Sportler für bzw. mit sich selber kämpft.
Das ist eher wie Lucky Luke, der lonesome Cowboy.
Man spielt zwar (meistens) in einem Flight, aber am Ende zählen nur die eigenen Schläge (mit oder ohne Hdcp, Brutto oder Netto) und das eigene Ergebnis.
Sicherlich ist das bei den Pros etwas anders, die sind ja ständig informiert, wo sie gerade auf dem Leaderboard stehen und was noch geht. Darauf hin verändern sie ihre ggf. Taktik. Der Amateur hingegen, insbesondere der Hobbygolfer, hat mit sich selbst schon genug zu tun und selten ein Auge für den Gesamtstand. Er spielt und versucht möglichst viele Stableford-Punkte zu sammeln bzw. im Zählspiel möglichst wenige Schläge zu benötigen.
Das ist beim Matchplay grundsätzlich anders.
Beim Matchplay ist es ann Lucky Luke gegen die Waltons, es geht Mann(Frau) gegen Mann(Frau).

Wer gewinnt am Ende mehr Löcher ist die Frage die sich stellt, wenn man am ersten Tee steht. Auch hier gibt es Brutto- (ohne Hdcp-Vorgaben) und Nettoversionen (Hdcp wird einbezogen). Aber egal man die Vorgaben händelt, es geht Mann gegen Mann.
Egal wie viele Schläge es am Ende sein werden, entscheidend ist es, dass DU weniger Schläge pro Bahn als dein Gegner benötigst.
Und weil das so ist, kommt noch viel mehr Taktik und Psychologie ins Spiel. Das ist dann wie Duell. Wenn die Duellanten aufeinander zu gehen, am Ende bleibt nur einer stehen bzw. der Sieger kommt weiter, der Verlierer ist raus.

Und da das die spannendste, aber zugleich auch übersichtlichste Form des Golfspiels ist, wird der Ryder Cup komplett im Matchplay ausgetragen.Zwei Teams spielen Mann gegen Mann (bzw. Zwei gegen Zwei) gegeneinander.

Ryder Cup 1991, Letzte Bahn: Hale Irwin - Bernhard Langer
Spannender, dramatischer kann kein Zählspiel sein. Auch deswegen würden die Pros vieles geben, einmal Teil des jeweiligen Ryder Cup Teams sein zu dürfen und mehr Matchplay spielen als bisher.

Und auch ich Hobbygolfer liebe das Matchplay.
Das ist nochmal ein besonderer Kick. Wenn man mal eine Bahn total verhackt, ist da halt nur eine Bahn. Nicht gleich die ganze Runde. Man hat 18 Chancen und muss das eigene Spiel dem aktuellen Stand anpassen. Geht man in Führung kann man abwartender spielen (muss man aber nicht). Liegt man hinten, muss man mehr riskieren, vor allem je größer der Rückstand und je weniger Bahnen noch zu spielen sind. Die Situation verändert sich quasi ständig und die Komponente Gegner und Spielstand wird viel wichtiger. Wie gesagt, ich mag das. Sehr. Und so habe ich mich auch dieses Jahr angemeldet, für den President´s Prize im Berliner Golfclub Gatow, wo ich Mitglied bin.

Dienstag hatte ich mein Erstrundenmatch im diesjährigen President´s Cup.
Letztes Jahr bin ich in der ersten Runde mit 1down gegen einen Spieler der Seniorenmannschaft ausgeschieden. Dieses Jahr hatte ich erneut einen Spieler der Seniorenmannschaft als Gegner. Und auch der ist einer dieser Spieler, der immer gerade ist. Immer.

Bei uns ist es so, dass es Termine gibt, bis wann man die jeweilige Matchplay-Runde in Eigenregie geplant absolviert haben muss. Und mein Gegner wollte asap spielen. Was ihm nicht ganz so klar wahr: Mein Handicap ist schlechter als mein Spiel und da ich bisher noch kein vorgabewirksames Turnier gespielt habe, wurden mir auf Grund der Vorgaben 15 Bahnen vor gewährt.

Ermittlung der Matchplay-Vorgabe:
Vorgabendifferenz (also die jeweilige Platzvorgabe) multipliziert mit 3 und das Produkt dividiert durch 4

Also:
Mein Gegner hat Hdcp -11,3 (Platzvorgabe 13), ich habe Hdcp -29,3 (Clubvorgabe 33). Macht eine Differenz von 20, die dann multipliziert mit 0,75 ergibt 15 (Bahnen Vorgabe)

Und es kam was kommen musste. Ich gewann mit einem Bogey die 1te Bahn, spielte das Par an der 2 und ging somit mit 2 up auf die 3 und musste mir da schon ein erstes "Handicapschoner“ anhören. Das sichere Zeichen dafür, dass mein Gegner sehr überrascht war. Die 3 haben wir dann genau wie die 4 und 5 geteilt, nachdem ich meinen Putt aus 1.50 Meter vorbei geschoben hatte, während ich dachte:
"Loch den, dann gehst du mit 3 vor auf die 4, dem komischen Par 3 wo alles passieren kann"
An der 4 kam ich tatsächlich bei der vorne rechts kurz gesteckten Fahne in den Bunker (Der Ball war nur 4 Meter im Flug zu kurz...) und teilte mit Bogey das Loch, weil mein Kontrahent einen Chip und zwei Putts brauchte und somit seine erste Chance liegen ließ An der 5 habe ich dann den 3 Meter Putt zum Bogey und damit zu Teilen gelocht und ihm wohl den letzten Zahn gezogen, denn danach begann mein Lauf.
Die 6 (mit Bogey), 7 (Par) und 8 (Bogey) gewann ich jeweils, um an der 9 meinen ersten meinen ersten echten Fehlschlag zu spielen, als ich meinen Zweiten mit dem Holz 3 (ich lag nach dem Drive viel zu weit links und hatte so noch 180 Meter zur Fahne) nur knapp 15-20 Meter nach vorne brachte.
3D Animation - 9te Bahn BGCG Gatow. Auf dem Grün mein 3ter
Aber immerhin weit genug, damit er seinen zweiten vor mir spielen musste. Er lies sein Holz zu kurz und landete in dem Bunker rechts vor dem Grün. Ich schlug meinen Dritten dann mit dem Holz 3 bis auf 4 Meter an die kurzgesteckte Fahne und spielte Par zum Lochgewinn und lag damit 6 auf nach 9. Spätestens da war alles eigentlich durch und sowohl Körper- als auch persönliche Ansprache "Gegen dich habe ich keine Chance, obwohl ich mein Handicap spiele" waren eindeutige Signale. Oft bluffen die Kontrahenten auch nur und wollen einen in Sicherheit wiegen, denn wenn man nachlässt, kann so ein Spiel sehr schnell doch noch kippen.

Bahn 10 teilten wir, obwohl ich meinen Zweiten viel zu riskant spielte und mein Rescue links ins Aus schlug, weil mir danach zwei sehr, sehr gute Schläge inkl. einer sehr guten Annäherung an die Fahne gelang, während er Fehler machte.
An der 11 gewann ich, als mein zweiter 3 Meter neben der Fahne lag, er aber seinen zweiten in den Bunker schlug und mit zwei Bunkerschläge und einem Chip immer noch weiter weg was als ich. Die 12, ein Par 3 spielten wir beide mit Bogey und teilten das Loch. Damit war bereits nach 12 Bahnen und 7 (Vorsprung) und 6 (zu gehen) das Erstrunden-Matchplay wieder zu Ende.

Das ganze hat knapp 2 Stunden 15 gedauert. Und ich hatte das Glück, früh in Führung zu gehen und dann ganz wenig Fehler zu machen. Und wenn ich mal einen Fehler gemacht habe, konnte er kein Kapital daraus schlagen.
Und natürlich hatte ich einen großen Vorgaben-Vorteil, denn mein Kontrahent spielte zwar (fast) seine Vorgabe, während ich meine aber deutlich unterspielt habe. Aber das muss man erst einmal in den Griff kriegen, denn die Nerven sind schon ein wesentlicher Faktor beim Matchplay. Und wenn man hinten liegt, ändert sich so ein Spiel auch ganz schnell, weil man mehr riskieren muss, als dem eigenem Spiel gut tut.

Ja, ich muss zwingend vorgabewirksame Runden spielen, denn ich bin definitiv besser als mein aktuelles Hdcp (50 Nettopunkte waren es am Ende). Aber dennoch muss man erst einmal die Nerven behalten und das Spiel nach Hause bringen. Matchplay ist nämlich auch immer Nervensache. Und wer weiß, wenn mein Gegner seine wenigen Chancen besser (oder überhaupt) genutzt hätte, hätte es am Ende doch nochmal spannend werden können. Doch immer wenn es eng zu werden drohte, habe ich die entscheidenden Schläge gemacht und auch längere Putts versenkt. So stehe ich jetzt in Runde 2 (Achtelfinale) und bin damit einen Schritt weiter als letztes Jahr und freue mich auf meinen nächsten Gegner, der deutlich jünger ist als ich. ich freue mich schon jetzt sehr darauf, denn neues Spiel, neues Glück!

Bis dahin werde ich hfftl. auch mein Handicap verbessert haben, auch wenn das meine Chancen sicherlich nicht verbessern wird. Aber ich will die gerechtesten Vorgaben, denn das zeichnet Golf am Ende aus, bei allem Wettkampf geht es immer um Fairness.

Und wer Matchplay im TV sehen will, kann das bereits am nächsten Wochenende (17.05-20.05) bei den Volvo World Match Play Championchips in Casares, Andalusien, wenn dort 24 der besten Golfer der Welt (u.a. auch Martin Kaymer) an den Start gehen werden.


Nur Golf bei:



Freitag, 4. Mai 2012

Golfer sind Schizophren

Golfer haben bekanntlich einige Macken. Unter anderem sind sie Schizophren.
Einerseits sind sie (fast) alle geizig.
Sei es bei den Kosten für die eigenen Spielbällen. Da wird dann gerne auch mal ein ganzer Sack Bälle für ein paar Cent gekauft.
Copyright und Bildrechte Dorothea Palte http://ladys-pitch.de/

Oder auch bei den Kosten für die Bälle auf der Driving Range, da wird dann gerne auch mal eine Revolution gestartet, wenn man für 1 Euro nur noch 15 statt 20 Bälle bekommen sollen. Und dass sie kein Geld für Trainerstunden ausgeben wollen, ist auch hinlänglich sichtbar.

Andererseits geben Golfer sehr viel Geld für Technik aus. So als wäre das alles nichts, denn sie denken, dass Technik sie besser macht. Allerdings nicht die Schwung- und Schlagtechnik, sondern das ganze neumodische Schnickschnack im Schlägersortiment und im pro-Shop.

Und so entwickeln viel Golfer schnell den Hang sich zu viel zu teure Technik zu kaufen und Geld für jeden Schnickschnack auszugeben, o sinnvoll oder nicht.
Rationalität spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Das Motto lautet, Kaufen was neu und teuer ist, denn:
Teuer = gut!

Hauptsache teuer ist somit wohl die weit verbreitetste Form der Taktik sich und sein Spiel zu verbessern.
Der Gedanke dahinter:
Wenn man oft genug teuer einkauft, kommt am Ende auch immer wieder einmal eine Perle zutage, die einem vielleicht sogar wirklich weiterhilft. 
Aber oft wird der vermeidliche Megadeal schnell zum Fehleinkauf und spätestens nachdem man ihn ein paar Wochen durchgeschleppt hat verschwindet das Schnäppchen oft unbenutzt in den tiefen des Bags oder Spints im Club.
Aber es gibt auch den Golfer, der, egal ob sinnvoll oder nicht, die neue Technik einsetzt, denn was für einen McIlroy gut genug ist, wird bei ihm bestimmt auch (irgendwann) funktionieren.
Getreu dem Motto: 
Jetzt habe ich das Teil, jetzt spiele ich es auch.

Gewinner dieses Verhaltens sind dann die Pro Shops dieser Welt, schließlich ist die Kundenklientel in Deutschland mit ca. 600.000 aktiven Golfern eher klein, da muss man schon schauen, dass die Kunden nicht einen Satz im Leben spielen, sondern regelmässig nach- und aufrüsten. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein Marketingmensch und verstehe sowohl die Bedürfnisse, als auch die Art und Weise, wie man Bedürfnisse beim Konsumenten weckt.

Ich hatte ja vor einigen Wochen an dieser Stelle schon versucht die Sinnhaftigkeit eines Drivers R11S  von Taylor Made zu finden und kam zu dem Schluss, dass er bei guten Spielern  genauso Sinn machen kann, wie bei Spielern mit mittlerem Handicap. Dabei musste ich in den letzten Wochen relativierend  verschiedene Dinge erkennen. Selbst bei guten Spielern ist der R11S nicht immer in den richtigen Händen. Und bei mir erst Recht nicht.
Nachdem ich den Schläger bei Hohmann Golf ausgiebig getestet hatte, wurde mir schlagartig klar, dass er nichts für mich ist. Und das ich meinen Wunsch Geld auszugeben nicht realisieren würde. Zumindest nicht jetzt und schon gar nicht dafür.
Mein Problem mit dem Driver, und es ist gerade für einen Mann sehr schwer sich das einzugestehen:
Ich bekomme ihn nicht hoch…
Also den Ball.
Er flog einfach nicht. 
Der Schläger selber fühlt sich toll an, und gefühlt war der Schaft perfekt. 
Dachte ich. 
Aber der Ball nicht und so weigerte er sich zu fliegen.
Und ein Driver, der weniger statt mehr Länge bringt, macht keinen wirklichen Sinn. Nicht mal für einen Technikfreal wie mich...
Und ich wollte dann auch keinen R11 Seniorendriver. 
Weder testen noch kaufen.
Hallo?
Seniorendriver? 
Ich?
Gehts noch?
Sooooo alt bin ich dann doch nicht.

Und deshalb habe ich ganz rational gehandelt und das Teil wieder hingestellt. Ich bin gegangen ohne mir etwas zu Kaufen. Doch. Einen Regenschirmhalter für meinen Trolly habe ich mir noch gegönnt.
Und nachdem ich in den letzten Jahren bestimmt zweimal im Regen gespielt hatte, sind die 23 Euro dafür sicherlich gerechtfertigt. 

Und da 23 Euro nicht als Kauf zählen, habe ich mir am vergangenen Wochenende endlich einen Entfernungsmesser gegönnt. Ich hatte ja lange damit geliebäugelt und da ich die Khle für den Driver (vorerst) gespart hatte, musste ich zu schlagen.
Bei meiner Längen-Kontrolle und Genauigkeit ist das Wissen um die Entfernung zur Fahne extrem wichtig...
Über mein Schnäppchen berichte ich dann aber später mehr. Ich muss jetzt erst mal los. Auf die Driving Range. Mit dem Entfernungsmesser das Entfernungseinstellen üben.
Man sieht sich...

Nur Golf bei:




PS Danke Dorothea, dass ich dein Foto benutzen durfte. Ich will damit nicht gesagt haben, dass DU dir diesen Sack Bälle gekauft und behauptet hast, damit gerade so über zwei Runden auf dem Green Eagle kommst. Habe ich nie, würde ich auch nie! Danke und ich freue mich auf eine Runde Golf mit Dir!

Dienstag, 1. Mai 2012

Schwunghafte Entwicklung


So, da bin ich wieder!

Nachdem ich mich ja in den letzten Wochen ansatzweise in die Geheimnisse des kurzen Spiels habe einweihen lassen stand in dieser Woche nun die spektakulärere Einheit an: Langes Spiel.

Seien wir mal ehrlich, wenn man an Golf denkt, dann stellt man sich als Laie weniger Leute vor, die verkrampft einen kleinen Schläger halten, eine gefühlte Ewigkeit über einem Ball stehen, nur um ihn dann leicht anzuschubsen.
Nein, es geht um die spektakulären Schläge, mit dem Schläger, an dessen Ende ein Kleinwagen befestigt ist. Die Schläge, die ca. 500m weit fliegen und eigentlich die Freigabe des Towers des nächsten Flughafens bräuchten. DAS ist Golf!

Dachte ich zumindest, bevor ich damit angefangen hatte.
Denn zur Begrüßung wurden uns vom Pro gleich mal diese Illusionen genommen.
"Drive for the show - putt for the money"
Mit diesem Sinnspruch wurde uns verdeutlicht, dass ein langer Drive zwar was Tolles sein kann, es aber trotzdem darauf ankommt, den Ball am Ende auch ins Loch zu bekommen.
Wieder eine Illusion weniger.
Ich bin mal gespannt, ob der Sport am Ende meines Kurses noch etwas mit dem zu tun hat, was ich mir vorgestellt hatte.

Aber der Reihe nach.
Ausgerüstet mit einem Eisen 7 und einem Holz 4, auch Hybrid oder Rescue genannt (wobei mir der Name Hybrid mehr zusagt. Klingt so Akte-X-mäßig) gingen wir zielgenau auf die Driving Range. Eine Entscheidung, die dem leichten Nieselregen geschuldet war, der den ganzen Tag schon seine Bahnen zog.

Dort wurde erstmal das beurteilt, was wir für einen Golfschwung hielten.
Also. Ball aufs Tee gesetzt, das Eisen 7 fest in die Hand genommen, ausgeholt, Abwärtsschwung begonnen und durchgeschwungen bzw. sich den Schläger auf den Rücken geknallt.

Wenn man diese Schwungbewegung bei anderen sieht, sei es auf der Range oder im TV, dann sieht das ja per se gar nicht allzu schwer aus. Da schocken einen auch die Behauptungen nicht, dass es sich beim Golfschwung um die zweitschwerste Bewegung der gesamten Sportwelt handeln soll. Zumal mir bis heute nicht klar ist, was die Schwerste sein soll. Möglicherweise der Torabschluss eines Spielers des 1. FC Köln, ist aber nur eine Vermutung.

Auf jeden Fall, wie ich das letzte Mal schon geschrieben hatte: How hard can it be?

Nun, ich war überrascht. Und zwar davon, wie viel man bei einem solchen Bewegungsablauf doch falsch machen kann. Ich glaube, es gab keine einzige Phase, in der mein Pro an mir nichts zu meckern hatte.

Stell dich breiter auf, halt den Oberkörper in einer Ebene (ich dachte, das hatte ich getan), den Schläger nicht so weit hinter den Kopf, das Schlägerende muss da und da sein, Handgelenke mehr abwinkeln, Handgelenke weniger abwinkeln, Am Anfang so, als ob du an einem Seil ziehst, mehr drehen, weniger drehen, Fuß stehen lassen, stehen bleiben.

Das stehen bleiben bezog sich auf meine Angewohnheit, derart viel Energie in den Schlag zu legen, dass mich der Schläger ein wenig mitzog und ich zu kämpfen hatte, das Gleichgewicht zu halten.
Auf meine Frage, ob es dafür Strafschläge geben wenn ich umfalle verneinte mein Pro dies, beschied mir aber, ich würde ausgelacht werden. Und das will ja auch keiner. Zumindest nicht dafür.

Also machte ich mich daran, das eben bemängelte Schritt für Schritt abzustellen.
Erst sorgte ich dafür, dass mein Rückschwung etwas gleichmäßiger und rhythmischer aussah und dabei gleichzeitig das Schlägerende in Richtung des Balles zeigte. Wie das alles ohne Geodreieck funktioniert hat, tja, ich bin gut! ;-)

Dann konzentrierte ich mich darauf, meinen Oberkörper (was ja ein bekanntes Problem war) in einer Ebene zu halten und ihn gleichzeitig wie gefordert zu drehen. Dann noch die Handgelenke im richtigen Zeitpunkt winkeln bzw. entwickeln und schon sah das, was ich da machte in ungefähr so aus wie ein Golfschwung.
Zumindest sorgten meine Fortschritte bei meinem Pro für den orgiastischen Euphorieausbruch "Sieht ja schon mal ganz gut aus." Sowas motiviert ja!

Und schon startete ich den ersten Versuch, einen Ball zu schlagen. Und zwar so, wie ich es jetzt perfekt beherrschte!
Wer allerdings etwas dagegen hatte war mein Körper. Ich weiß nicht, was ich ihm getan hatte oder ob es pure Böswilligkeit war. Aber jedesmal, wenn mein Probeschwung einigermaßen annehmbar war und ich dazu überging, den Ball anzusprechen und zu schlagen kippte ich in dem Moment, in dem ich den Ball traf leicht auf die Fersen, was dazu führte, dass ich den Ball logischerweise zu hoch traf und dieser über die Wiese raste. Obwohl die Längen, die ich damit erzielte auch nicht allzu schlecht waren (zumindest für meine Art zu spielen) war das wohl nicht Sinn der Sache.
Mein kreativer Vorschlag, mir doch einfach während des Probeschwungs einen Ball hinzulegen wurde mit der fadenscheinigen Begründung des Sicherheitsaspektes abgelehnt.
Mir blieb also nichts weiter übrig, als das Problem selbst in den Griff zu bekommen. Selbst betteln und schreien funktionierte nicht.
Und so verbrachte ich den Rest der Einheit auf den Fersen kippelnd mit den Versuchen, einen einigermaßen anständigen Schlag hinzubekommen. Was weniger oft funktionierte als es schief ging.
Und so beendete ich die Einheit mit einem heiligen Schwur: Bis nächste Woche bekomme ich das in den Griff!

Die gute Nachricht ist, ich habs in den Griff bekommen. Nach einigen Stunden auf der Driving Range in den darauf folgenden Tagen habe ich meine Muskelparteien doch soweit auf Linie gebracht, dass man sagen könnte, ich verfüge jetzt über einen Golfschwung.
Ich stehe fest wie ein Fels, ich schwinge und drehe als wäre ich aus Gummi und die meisten Bälle, die ich schlage fliegen über die selbe Distanz. Mit dem Eisen 5 lande ich zwischenzeitlich regelmäßig zwischen 75 und 100 Metern, meinen Hybrid bringe ich auf rund 90 bis 120 Meter.
Ich fühle mich gerüstet für die größeren Kaliber, die morgen anstehen.
Und ich bin mal gespannt, was mein Körper sich dann wieder für Boshaftigkeiten einfallen lässt.
Eine kleine Tendenz habe ich schon erkannt.
Wenn ich einen Ball schlage, dann macht er im Flug oft ganz lustige Kurven.
Slice soll das wohl heißen.
Mal schauen, wie ich das abgestellt bekomme.
Es wird auf jeden Fall, das hab ich jetzt gemerkt, ein schönes Stück Trainingsarbeit.
Ich freu mich schon drauf!

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