Freitag, 11. Mai 2012

Matchplay ist anders

Golf ist die Sportart, in der der Sportler für bzw. mit sich selber kämpft.
Das ist eher wie Lucky Luke, der lonesome Cowboy.
Man spielt zwar (meistens) in einem Flight, aber am Ende zählen nur die eigenen Schläge (mit oder ohne Hdcp, Brutto oder Netto) und das eigene Ergebnis.
Sicherlich ist das bei den Pros etwas anders, die sind ja ständig informiert, wo sie gerade auf dem Leaderboard stehen und was noch geht. Darauf hin verändern sie ihre ggf. Taktik. Der Amateur hingegen, insbesondere der Hobbygolfer, hat mit sich selbst schon genug zu tun und selten ein Auge für den Gesamtstand. Er spielt und versucht möglichst viele Stableford-Punkte zu sammeln bzw. im Zählspiel möglichst wenige Schläge zu benötigen.
Das ist beim Matchplay grundsätzlich anders.
Beim Matchplay ist es ann Lucky Luke gegen die Waltons, es geht Mann(Frau) gegen Mann(Frau).

Wer gewinnt am Ende mehr Löcher ist die Frage die sich stellt, wenn man am ersten Tee steht. Auch hier gibt es Brutto- (ohne Hdcp-Vorgaben) und Nettoversionen (Hdcp wird einbezogen). Aber egal man die Vorgaben händelt, es geht Mann gegen Mann.
Egal wie viele Schläge es am Ende sein werden, entscheidend ist es, dass DU weniger Schläge pro Bahn als dein Gegner benötigst.
Und weil das so ist, kommt noch viel mehr Taktik und Psychologie ins Spiel. Das ist dann wie Duell. Wenn die Duellanten aufeinander zu gehen, am Ende bleibt nur einer stehen bzw. der Sieger kommt weiter, der Verlierer ist raus.

Und da das die spannendste, aber zugleich auch übersichtlichste Form des Golfspiels ist, wird der Ryder Cup komplett im Matchplay ausgetragen.Zwei Teams spielen Mann gegen Mann (bzw. Zwei gegen Zwei) gegeneinander.

Ryder Cup 1991, Letzte Bahn: Hale Irwin - Bernhard Langer
Spannender, dramatischer kann kein Zählspiel sein. Auch deswegen würden die Pros vieles geben, einmal Teil des jeweiligen Ryder Cup Teams sein zu dürfen und mehr Matchplay spielen als bisher.

Und auch ich Hobbygolfer liebe das Matchplay.
Das ist nochmal ein besonderer Kick. Wenn man mal eine Bahn total verhackt, ist da halt nur eine Bahn. Nicht gleich die ganze Runde. Man hat 18 Chancen und muss das eigene Spiel dem aktuellen Stand anpassen. Geht man in Führung kann man abwartender spielen (muss man aber nicht). Liegt man hinten, muss man mehr riskieren, vor allem je größer der Rückstand und je weniger Bahnen noch zu spielen sind. Die Situation verändert sich quasi ständig und die Komponente Gegner und Spielstand wird viel wichtiger. Wie gesagt, ich mag das. Sehr. Und so habe ich mich auch dieses Jahr angemeldet, für den President´s Prize im Berliner Golfclub Gatow, wo ich Mitglied bin.

Dienstag hatte ich mein Erstrundenmatch im diesjährigen President´s Cup.
Letztes Jahr bin ich in der ersten Runde mit 1down gegen einen Spieler der Seniorenmannschaft ausgeschieden. Dieses Jahr hatte ich erneut einen Spieler der Seniorenmannschaft als Gegner. Und auch der ist einer dieser Spieler, der immer gerade ist. Immer.

Bei uns ist es so, dass es Termine gibt, bis wann man die jeweilige Matchplay-Runde in Eigenregie geplant absolviert haben muss. Und mein Gegner wollte asap spielen. Was ihm nicht ganz so klar wahr: Mein Handicap ist schlechter als mein Spiel und da ich bisher noch kein vorgabewirksames Turnier gespielt habe, wurden mir auf Grund der Vorgaben 15 Bahnen vor gewährt.

Ermittlung der Matchplay-Vorgabe:
Vorgabendifferenz (also die jeweilige Platzvorgabe) multipliziert mit 3 und das Produkt dividiert durch 4

Also:
Mein Gegner hat Hdcp -11,3 (Platzvorgabe 13), ich habe Hdcp -29,3 (Clubvorgabe 33). Macht eine Differenz von 20, die dann multipliziert mit 0,75 ergibt 15 (Bahnen Vorgabe)

Und es kam was kommen musste. Ich gewann mit einem Bogey die 1te Bahn, spielte das Par an der 2 und ging somit mit 2 up auf die 3 und musste mir da schon ein erstes "Handicapschoner“ anhören. Das sichere Zeichen dafür, dass mein Gegner sehr überrascht war. Die 3 haben wir dann genau wie die 4 und 5 geteilt, nachdem ich meinen Putt aus 1.50 Meter vorbei geschoben hatte, während ich dachte:
"Loch den, dann gehst du mit 3 vor auf die 4, dem komischen Par 3 wo alles passieren kann"
An der 4 kam ich tatsächlich bei der vorne rechts kurz gesteckten Fahne in den Bunker (Der Ball war nur 4 Meter im Flug zu kurz...) und teilte mit Bogey das Loch, weil mein Kontrahent einen Chip und zwei Putts brauchte und somit seine erste Chance liegen ließ An der 5 habe ich dann den 3 Meter Putt zum Bogey und damit zu Teilen gelocht und ihm wohl den letzten Zahn gezogen, denn danach begann mein Lauf.
Die 6 (mit Bogey), 7 (Par) und 8 (Bogey) gewann ich jeweils, um an der 9 meinen ersten meinen ersten echten Fehlschlag zu spielen, als ich meinen Zweiten mit dem Holz 3 (ich lag nach dem Drive viel zu weit links und hatte so noch 180 Meter zur Fahne) nur knapp 15-20 Meter nach vorne brachte.
3D Animation - 9te Bahn BGCG Gatow. Auf dem Grün mein 3ter
Aber immerhin weit genug, damit er seinen zweiten vor mir spielen musste. Er lies sein Holz zu kurz und landete in dem Bunker rechts vor dem Grün. Ich schlug meinen Dritten dann mit dem Holz 3 bis auf 4 Meter an die kurzgesteckte Fahne und spielte Par zum Lochgewinn und lag damit 6 auf nach 9. Spätestens da war alles eigentlich durch und sowohl Körper- als auch persönliche Ansprache "Gegen dich habe ich keine Chance, obwohl ich mein Handicap spiele" waren eindeutige Signale. Oft bluffen die Kontrahenten auch nur und wollen einen in Sicherheit wiegen, denn wenn man nachlässt, kann so ein Spiel sehr schnell doch noch kippen.

Bahn 10 teilten wir, obwohl ich meinen Zweiten viel zu riskant spielte und mein Rescue links ins Aus schlug, weil mir danach zwei sehr, sehr gute Schläge inkl. einer sehr guten Annäherung an die Fahne gelang, während er Fehler machte.
An der 11 gewann ich, als mein zweiter 3 Meter neben der Fahne lag, er aber seinen zweiten in den Bunker schlug und mit zwei Bunkerschläge und einem Chip immer noch weiter weg was als ich. Die 12, ein Par 3 spielten wir beide mit Bogey und teilten das Loch. Damit war bereits nach 12 Bahnen und 7 (Vorsprung) und 6 (zu gehen) das Erstrunden-Matchplay wieder zu Ende.

Das ganze hat knapp 2 Stunden 15 gedauert. Und ich hatte das Glück, früh in Führung zu gehen und dann ganz wenig Fehler zu machen. Und wenn ich mal einen Fehler gemacht habe, konnte er kein Kapital daraus schlagen.
Und natürlich hatte ich einen großen Vorgaben-Vorteil, denn mein Kontrahent spielte zwar (fast) seine Vorgabe, während ich meine aber deutlich unterspielt habe. Aber das muss man erst einmal in den Griff kriegen, denn die Nerven sind schon ein wesentlicher Faktor beim Matchplay. Und wenn man hinten liegt, ändert sich so ein Spiel auch ganz schnell, weil man mehr riskieren muss, als dem eigenem Spiel gut tut.

Ja, ich muss zwingend vorgabewirksame Runden spielen, denn ich bin definitiv besser als mein aktuelles Hdcp (50 Nettopunkte waren es am Ende). Aber dennoch muss man erst einmal die Nerven behalten und das Spiel nach Hause bringen. Matchplay ist nämlich auch immer Nervensache. Und wer weiß, wenn mein Gegner seine wenigen Chancen besser (oder überhaupt) genutzt hätte, hätte es am Ende doch nochmal spannend werden können. Doch immer wenn es eng zu werden drohte, habe ich die entscheidenden Schläge gemacht und auch längere Putts versenkt. So stehe ich jetzt in Runde 2 (Achtelfinale) und bin damit einen Schritt weiter als letztes Jahr und freue mich auf meinen nächsten Gegner, der deutlich jünger ist als ich. ich freue mich schon jetzt sehr darauf, denn neues Spiel, neues Glück!

Bis dahin werde ich hfftl. auch mein Handicap verbessert haben, auch wenn das meine Chancen sicherlich nicht verbessern wird. Aber ich will die gerechtesten Vorgaben, denn das zeichnet Golf am Ende aus, bei allem Wettkampf geht es immer um Fairness.

Und wer Matchplay im TV sehen will, kann das bereits am nächsten Wochenende (17.05-20.05) bei den Volvo World Match Play Championchips in Casares, Andalusien, wenn dort 24 der besten Golfer der Welt (u.a. auch Martin Kaymer) an den Start gehen werden.


Nur Golf bei:



6 Kommentare:

  1. Dem ist nichts hin zu zu fügen! Es ist die ultimative Art Golf zu spielen! Sehr schön geschrieben!

    AntwortenLöschen
  2. Schoner ! :P naja well played & good luck

    AntwortenLöschen
  3. Jahaa. Ich gestehe meine Schandtat. :-P
    Allerdings habe ich diesen Winter echt trainiert und einiges davon auch umgesetzt.
    Und ich werde asap ein vorgabewirksames Turnier spielen.
    Aber nicht vor dem SPOX Cup :-)

    AntwortenLöschen
  4. immer dran denken: Handicap sollte das sein, was man spielt wenn es GUT läuft... (dann gibt es noch sehr gut - das dann Unterspielung) :D
    Aber passt schon. Ein Handicap hat man auch nur einmal im Leben, räum´ ein paar gute Preise ab und "vergeude" es nicht auf Herrennachmittagen oder EDS Runden :)
    Liest sich wie ne low 90er Runde ? Der Senior wird sich geärgert haben - naja Los-Pech :D

    AntwortenLöschen
  5. Schön! Jetzt weiß ich, was auf mich zukommt! :-)

    AntwortenLöschen
  6. HCP wird völlig überbewertet ;-) hat mich nie die Bohne interessiert!




    Es sei denn beim Matchplay. Da fühle ich mich auch immer im Nachteil. Ihr werdet mein Gehäule über den ganzen Platz hören wie ungerecht das alles ist!

    AntwortenLöschen