Donnerstag, 19. März 2015

Kann Golf auch Punk?

Ich war auf einer Geburtstagsfeier bei einer Freundin, der Désireé. Ich kenne Désireé vom meinsportradio.de wo wir beide regelmässig in der Nur-Golf-Sendung auf meinsportradio.de zu hören sind. Wir haben auch schon zusammen gegolft und folgerichtig gab es ein Golfgeschenk. 
Eigentlich drei, eine Puttingmatte, den Golfführer 2015 und Golfbälle.
Désirée und ich waren, zumindest von denen, die ich neben der Gastgeberin noch kannte, die einzigen beiden Golfer. Nun sind unsere gemeinsamen Bekannten altersmäßig irgendwo zwischen ihr und mir (ich bilde mit 50 Jahren wohl die obere Grenze ab). Und das Gespräch kam auf dann irgendwann auf das Thema Golf.
Stefan*, Anwalt und in München lebender Berliner hatte zu dem Geschenk was dazu getan und so kam es auch irgendwann dazu, dass er gestand auch unbedingt mal golfen zu wollen. Seine Frau Astrid* zeigte sich als strickte Gegnerin, denn Golf sei sehr elitär, teuer und so weiter. Ihr kennt die bekannten (und leider teilweise zu Recht vorhandenen) Klischees auch alle.

Als ich dann anfing zu erwähnen, dass es selbst in München nicht nur elitäre Golfclubs sondern auch normale Anlagen gäbe, dass da ganz normale Menschen rumlaufen würden und dass das alles einigermaßen bezahlbar sei, wurde Astrid etwas entspannter. Als ich mich dann dabei ertappte, wie ich vom Sport schwärmte und dabei auch auf die vielen Vorzüge zu sprechen zu kommen, zeigte sich Stefan immer begeisterte. Und als ich dann sagte, dass es zwei Sportevents gäbe, für die ich alles stehen und liegen lassen würde, wenn ich einmal live dabei sein dürfte (das eine ist der Superbowl) und vom Masters schwärmte, merkte ich, wie verrückt ich nach Golfen bin. Nicht nur, dass ich glaubhaft versicherte, dass ich selbst nach Augusta fliegen würde, wenn ich nur für Mo./Di oder Mi. ein Ticket bekäme, sondern ich pries auch noch die vielen anderen Vorteile des Sports. Stefan stieg sofort ein und schwärmte auch vom Ryder Cup und überhaupt wie geil der Sport sei und dass er unbedingt selber mal spielen wolle. 
Und so redeten wir eine Weile über den Golf, seine Vorzüge und ich hoffe, ich konnte Astrid ein wenig die Angst nehmen und für Stefan den Weg zu einem der zahlreichen Golfplätze etwas freier machen. 
Und ich hoffe, ich habe Astrid ein wenig die Angst davor nehmen können, dass ihr Mann so ein elitäre Typ in Karottenhosen und Polohemd wird, wenn er auf den Golfplatz geht. Das ist er nicht. Wahrlich nicht. Er ist und wird immer eher der Punker bleiben, der er im Herzen ist. Auch wenn er äußerlich und altersmässig inzwischen eigentlich viel näher am Golfer als am Punk ist...

Warum ich euch diese Geschichte erzähle?
Ich denke, es gibt viele Menschen wie Stefan und Astrid da draußen. Menschen, die den Sport eigentlich mal ausprobieren wollen. Menschen, die aber durch die Klischees gegen den Sport abgeschreckt werden. 
Ich weiß nur eines: Jede Sportart kann Punker gebrauchen, denn die rütteln an allen möglichen etablierten und teilweise überholten Manifesten. Und sie führen oft zu neuen Gedanken und Ansätzen.  
Aber die Grundregeln und die Grundidee des Sports kann kein Punker erschüttern. 

Wenn wir alle dieses Selbstbewusstsein haben und an den Tag legen, brauchen wir uns keine Gedanken über den Nachwuchs machen. Denn seien wir ehrlich, ein wenig (eigentlich viel) Frische und neue Typen sind es, die dem Sport guttun würden. 
Die uns dann auch dabei helfen, bekannte Klischees aufzubrechen und zu widerlegen. Nicht mit Worten, sondern Taten. Mit Präsenz auf dem Platz und nicht in irgendwelchen Gremien-Hinterzimmertagungen.
Der Sport braucht keine Image-Werbekampagnen für 50-70 jährige Anzugträger, die die Klischees bedienen und stärken, statt sie einzureißen. Der Sport braucht neues Blut, neue Ideen und eben auch ein wenig Punk.

Ich plädiere daher für mehr Punk im Golfsport.

PS
I
Stefan, ich finde, Punk ist auch, wenn man sich durch nichts und niemanden davon abhalten lässt, dass zu tun, was man tun möchte. Und sei es, kleine weiße Bälle mit Schlägern durch die Gegend zu ballern. Das macht nämlich tatsächlich extrem viel Bock. Die paar Idioten, die das anders sehen, kann man wunderbar ignorieren. Du musst halt nur ein wenig gucken, wo es wenige, bis keine Idioten gibt. Selbst in München soll es davon einige Plätze und Clubs geben.

II
Astrid, was gibt es besser, als den Mann bei einer sportlichen Aktivität im Grünen zu wissen. Natürlich kann er da sein  vierzehn trinken und dabei rauchen. Aber er ist unterwegs, an der frischen Luft und betätigt sich. Ich kann dir nur raten: Lass ihn sich ausprobieren.

* Die wahren Namen sind dem Autor bekannt... 


4 Kommentare:

  1. Dem Stimme ich, Golf braucht Punk!
    Und es gibt ja immer noch Crossgolf, wenn das normale Golf zu elitär ist. ��

    Demnächst in Wittenberg mit dem Deutschen Quali zur Europameisterschaft.
    Und da ist es völlig egal, was du an hast, wie fett dein Auto oder dein Konto ist. Da zählt nur Spaß am Golf, Spaß am Spiel und dein Können.

    Bis denne
    rebel

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  2. Nun ja, was soll ich sagen. Ich bin der Hauptstadt zuhause und bin (noch) Mitglied in eher - wie man sagt - eher bodenständigen Club. Die Mitgliedschaft habe ich gekündigt. Es hat mehrer Gründe, aber ein wesentlicher ist, dass sich auch in dem Club, wo sich eher die "ärmeren" Golfspieler treffen sich die Leute elitär vorkommen. Ich selbst bin gut sichtbar tätowiert, trage einen Bart und bin halt nicht schickimicki mit teuren Golfklamotten bekleidet. Das H&M Polo reicht auch und wenn es trocken ist gehe ich mit den Chucks aufs Feld.
    Auf der Clubhausterrasse kann ich mir dann immer billige und doofe Witze anhören. Es vermiest mir den Spaß an dem Sport und drum höre ich auf, obwohl ich das Spiel selber liebe. Und egal in welchem Club man in Berlin und Umgebung spielt, überall das selbe.

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  3. Mario, du wolltest ja auch nochmal was dazu bei meinsportradio.de machen...

    Mr. anonym.
    Naja, die Frage ist doch, ergibt man sich oder ignoriert man diese Typen?
    Ich für meinen Teil (ich bin Gatower) habe Vl.. das Glück, dass ich teil eines homogenen Klubs und einer coolen Jungseniorentruppe bin, wo es um den Spaß und nicht die Marken geht. Aber ich verstehe was du meinst. Und leider passen sich viele aktive Golfer deswegen an. Kaufen den teuren Shyce, einfach um dazu zu gehören. Aber wozu denn genau?
    Ich habe kein Bock darauf, auf meine Klamotten reduziert zu werden. Mir ist es shyce egal, welches Auto mein Flightpartner spielt. Denn mich interessiert nur eines: haben wir gemeinsam Spaß oder nicht.
    Haben wir den nicht, suche ich mir einen neuen Partner. Das ist ja zum Glück möglich. Und wenn der Klub ätzend ist, gehe ich zum nächsten.
    Deswegen ist es gerade am Anfang wichtig, nicht zwingend irgendwo einzutreten. Sondern sich umzuschauen und zu sehen, wie reagieren die Menschen auf mich. Gefällt mir der Klub, die Leute, der Platz?
    Wenn das passt, dann kann man irgendwann mit dem Gedanken Klubmitgliedschaft spielen.
    Vorher würde ich das lassen. Und wenn der eine oder andere Club keine freien Spieler oder VCGler zulässt, weißt du schon da: Kein Klub für mich.
    Da bleibe ich weg. Das ist alteingesessenes Denken.

    Die "Alteingesessenen" wollen eigentlich unter sich bleiben. Und der DGV wehrt sich dagegen nicht, weil genau diese Typen in den ganzen Gremien sitzen. Und dementsprechende Kampagnen an den Start bringen und dazu auch noch alles mögliche tun, um den Fortschritt zu verhindern.
    Und ich will da nicht aufgeben. Ich will Spaß beim Golf, ich will Rock`n Roll. Und ich weiß, dass beides beim Golf geht. Egal welches Polo ich trage.
    Egal ob ich ein Tattoo oder zehn habe. Egal ob ich Polo oder Porsche fahre.
    Wenn wir nicht dagegen ankämpfen, stirbt diese Sportart irgendwann mangels Nachwuchs aus.
    Also, um den goldenen Kaiser zu zitieren "geht´s raus auf den Platz und spielt´s Ball."
    Und seid alle etwas mehr Punk. Seid echt und verbiegt euch nicht.

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  4. Hallo Anonym,

    auch wenn wir uns nicht kennen, ich fände es gerade deswegen schade wenn jemand aufhört mit Golf - weil er sich dem Gruppendruck zu elitären shyce nicht unterwerfen will.
    Wie ist es denn mit Pankow? Der soll nicht so "schlecht" sein.

    Hast du ggf mal an die Alternative Crossgolf gedacht?
    Ja ja, Crossgolf ist nicht wirklich eine Alternative, eigentlich ist es was komplett anderes und dann auch wieder nicht.
    Im Berliner/Potsdamer Raum kenne ich 3 feste Gruppen und es gibt sicher noch mehr.

    @Thomas,
    Ich bin dran am Thema.
    Nächste Woche zum Turnier in Wittenberg werde ich mein Aufnahme Gerät mitnehmen und O Töne aufnehmen. Dann ein wenig schneiden und ab zu dir.

    Bis denne
    rebel

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