Freitag, 9. November 2012

Power-Pull-Hook-Slice


So oder so ähnliche konnte man lange meinen "Golf-Schlag" nennen...
Inzwischen hoffentlich nicht mehr, denn ich trainiere doch fleissig...


Viele Menschen, vor allem Golflehrer, behaupten der Golfschlag sei, nach dem Stabhochsprung, die zweitkomplizierteste Sportübung die es überhaupt gäbe. Und laut Experten handelt es sich beim Golfschwung in der Tat um einen technisch hoch anspruchsvollen Bewegungsablauf, bei dem bis 130 Muskeln beansprucht werden. Das aber Golflehrer diesen Spruch gerne bringen, mag darin zu begründen sein, dass der Golfschlag in der Tat hoch komplex ist.
Doch was ist laut Regelwerk ein Golfschlag?
Es zählt jede Vorwärtsbewegung des Schlägers in der Absicht den Ball zu treffen als Golfschlag. Man kann also den Ball verfehlen und trotzdem einen Golfschlag ausgeführt haben oder man kann den Ball treffen, ohne einen Golfschlag ausgeführt zu haben. Bedeutet das in der Schlussfolgerung dann: 
Komplizierte Regeln, komplizierter Schlag?
Oder ist es doch nur der Versuch der Golflehrer, möglichst viele Trainerstunden an die Frau bzw. den Mann zu bringen?
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber nach vier Jahren auf dem Golfplatz und einigen Trainerstunden lerne ich bei jedem Training etwas Neues. Und jedes Mal wieder habe ich danach einen neuen „Fehler“ erkannt und versuche den in meinem Spiel zu vermeiden. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Mal mehr, mal weniger unkompliziert.
Auf was man aber auch alles achten muss.
Schwungebene, Hände, Rotation, Körperachse, Kniee, Hüfte, Arme, Aufschwung, Rückschwung, Durchschwung, Treffmoment, Geschwindigkeit etc. alles hat unmittelbare Auswirkungen auf (m-)einen Golfschlag. Ganz abgesehen von grundsätzlichen motorischen Fähigkeiten wie Beweglichkeit und Schnellkraft.
Langsam wird mir aber immer bewusster, was ich in der Theorie schon lange wusste: 
Der Golfball macht nur das, was der Schläger, also der Spieler, also ich, ihm vorgebe.
Wie gerne sucht man die Schuld in der Umgebung, statt in der falschen (Körper-)Ausrichtung? Wie oft ist der Wind Schuld, statt der falsche Treffmoment und noch vieles mehr? Ich habe in den vier Jahren einiges gelernt, in meinen Augen das wichtiges ist dabei:
Ich bin der Grund dafür, dass der Ball nach links fliegt, wenn ich nach rechts schlagen will.  
Ich bin der Grund dafür, wenn ich den Ball tope und er fliegt, als gäbe es kein Halten. 
Ich bin aber auch der Grund dafür, wenn der Ball aus 100 Metern geschlagen auch mal tot am Stock liegt. 
Meistens ist das zwar in meinem Falle eher ein Zusammenspiel aus Glück und Zufall, aber immer häufiger (wenn auch gefühlt eher im Promillebereich) auch gewollt. Und ich habe in den vergangenen vier Jahren auch gelernt, mit meinen Fehlern das Optimum aus dem Moment rauszuholen und mich und mein Spiel dabei besser kennengelernt. Ich weiß inzwischen, dass meine löffelnden Hände mich einiges an Metern kosten. Ich weiß, dass ich immer noch zu oft von außen an komme. Aber ich weiß inzwischen auch, wie ich machen muss, um einen Draw zu spielen. Theoretisch. 
In der Praxis habe ich ein lebenslanges Training vor mir.
Genau wie bei den anderen Schlägen, die man auf dem Golfplatz braucht. Odr auch gerade nicht. 
Doch wie kommen diese Schläge zustande?
Was passiert dabei, wenn ich einen Slice spiele? Wann ist ein Fade ein Draw und wann ein Hook?
Zwischen folgende Schlagarten (für Rechtshänder, Linkshänder denken bitte genau andersherum) unterscheidet man beim Golfen:
Das sind die gängigen Flugkurven - Individuelle Steigerungsformen bleiben hier unberücksichtigt

Es gibt, neben dem geraden Schlag, eigentlich drei Arten von Schlägen. 
Den Push/Pull, dass sind die extreme Fehlschläge, die direkt schon zur Seite starten, dann den Hook/Slice, da sind die Fehlschläge, die erst gerade starten, um dann abzubiegen und neben den Zielen landen. Und dann gibt es noch die gewollten Flugkurven, den berühmnten Draw/Fade, also die Schläge, die die Pros gerne spielen und die wir selber feiern, wenn wir sie mal (unbeabsichtigt) hinbekommen...

Aber was heißt Fehlschläge?
Wer erinnert sich nicht an Bubba Watsons Pull-Hook (er ist Linkshänder…) im Stechen beim Masters 2012, als er den Ball quasi im rechten Winkel aus dem Wald aufs Grün spielte und dann, dank dieses unfassbaren Schlages, den Putt zum Masterssieg hatte?


Unglaublich stark, wenn man so etwas kann (so wie er) und es dann gewollt einsetzt.
Doch für uns „Normalos“ sind das immer nur Fehlschläge, denn niemand von uns käme ernsthaft auf die Idee den Ball aus so einer unmöglichen Lage aufs Grün spielen zu wollen. Oder doch?
Doch was sind das alles für Schläge und wie entstehen die? 


Hook
Der Begriff Hook bedeutet übersetzt Haken und der Begriff kommt dem sehr nahe, was im Golfsport mit dem Ball passiert, der dieser Flugkurve entspricht. Bei einem Hook schlägt man quasi einen Haken und zwar startet der Ball zuerst noch gerade zum Ziel, um dann nach links abzudrehen. Der Ball verpasst sein Ziel deutlich links 
Für Technikfreaks: Beim Hook ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach links verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie square (gerade) und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie nach rechts verschoben. Die Startrichtung des Balles ist gerade und es entsteht ein seitlicher Linksdrall, der für den Flug nach Links verantwortlich ist. Sein Pendant ist der


Slice
Der Begriff Slice bedeutet übersetzt Schnitt. Und genau das passiert mit einem Golfball bei einem Slice. Der Ball wird sozusagen „angeschnitten“ und startet zuerst gerade zum Ziel und dreht dann nach rechts ab. Und landet damit deutlich Rechts vom Ziel.
Für Technikfreaks: Beim Slice ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach rechts verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie square (gerade) und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie nach links verschoben. Die Startrichtung des Balles ist gerade und es entsteht ein seitlicher Rechtsdrall.



Pull
Pull bedeutet übersetzt Ziehen / Zerren. Der Ball startet nach links und bleibt dabei auf seiner Flugbahn weiterhin gerade. Leider, denn dadurch entfernt er sich noch weiter vom Ziel als beim Hook.  
Für Technikfreaks: Beim Pull ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers square (gerade), die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie nach links verkantet und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach links verschoben. Die Startrichtung des Balles ist links und es entsteht kein seitlicher Drall. Steigerungsform im negativen Sinne ist der Pull Hook. Weiter Links geht nicht, selbst der Push-Hook ist nicht so weit links.

Push  
Der Begriff Push bedeutet bekanntlich Stoß. Der Ball startet beim Push nach rechts und bleibt weiterhin gerade rechts. Er ist in seiner Konsequenz das Spiegelbild des Pulls.
Für Technikfreaks: Beim Push ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers square (gerade), die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie nach rechts verkantet und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach rechts verschoben. Die Startrichtung des Balles ist rechts und es entsteht daher kein seitlicher Drall. 


Weiter nach rechts gehen nur der Pull-Slice und ganz fatal der Push-Slice.
Das will keiner von uns. Freiwillig...
Aber es gibt auch gewollte Flugkurven die nicht gerade sind. Solche Kurven spielt man, um den Ball nach der Landung in der entsprechenden Richtung weiter rollen zu lassen um damit auch Hindernissen aus dem Wege zu gehen. Oder wenn zum Beispiel Fahnen kurz gesteckt auf den Grüns stehen und man die Fahne nicht direkt attackieren kann. Oder wenn man um im Gelände um den Knick spielen muss oder will. Oder wenn man einfach mit einem Schläger mehr Länge braucht (geht nur beim Draw).
Draw
Der Begriff Draw bedeutet übersetzt Glanznummer und ist der am meisten angestrebte Ballflug. Mein Trainer sagte dazu auch mal: Der Profischlag. Der Ball startet nach rechts und landet durch eine leichte Linkskurve im Ziel. Der Ball wird durch den Draw etwas länger als bei einem geraden Schlag.
Für Technikfreaks: Beim Draw ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach links verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie rechts bzw. square und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach rechts verschoben. Um den Draw spielen zu können, muss der Schläger wirklich von Innen kommen. Die Startrichtung des Balles ist rechts und es entsteht ein seitlicher Linksdrall.
Ich habe den Draw als „Bild“ vor meinen Augen, wenn ich den Ball anspreche. Das Bild bringt mich (hoffentlich) dazu, dass ich mit dem Schläger auf der Schwungebene deutlicher von Innen komme und nicht wie zu oft von außen. 
Fade
Der Begriff Fade steht übersetzt für verwelken. Der Ball startet nach links und landet durch eine leichte Rechtskurve im Ziel. Beim Fade fliegt der Ball durch die leicht geöffnete Schlagfläche höher und dadurch etwas kürzer als beim geraden Schlag. 
Für Technikfreaks: Beim Fade ist die Schlagfläche in Bezug zur Schwungrichtung des Schlägers nach rechts verkantet, die Schlagfläche ist im Bezug zur Ziellinie links bzw. square und die Schwungrichtung ist in Bezug zur Ziellinie auch nach links verschoben. Die Startrichtung des Balles ist links und es entsteht ein seitlicher Rechtsdrall.

Trainingstipp:
Auf der Range nicht einfach immer nur Bälle raushauen, sondern durchaus auch auf die Ausrichtung und Ansprechpositionen des Balles achten. Dafür ist es hilfreich, einen Schläger/Stab vor die Füße zulegen, um damit die eigene Ausrichtung zu bestimmen. Dann sieht man auch wohin der Ball tatsächlich fliegt. Und man sieht dann auch eher was der Schaft macht.
Da es auf jeder Runde immer wieder Situationen gibt, in denen eine absichtliche Veränderung der Flugkurve hilfreich sein könnte, z.B. wenn man wie ich in Gatow auf der 1ten Bahn die Bäume im Knick umspielen muss, da der Drive mal wieder zu kurz oder zu weit links war, haben die Ballflugkurven einen wesentlichen Stellenwert im Spiel. Aber vorher sollte man den Golfball schon sicher treffen können. Denn dann klappt es nicht nur mit dem Draw, sondern auch mit dem Score.

Nur Golf findet man natürlich auf

              und         

und jeden Montag ab 19 Uhr im Programm von 

2 Kommentare:

  1. Aha, zu erst mal, schönes Ding, gut erklärt und informatiev. Der Schlag von Bubba halte ich nach wie vor für einen der besten Schläge die ich in den letzten Jahren gesehen habe, die technische Umsetzung gepaart mit dem nicht ganz unerheblichen Druck den er da hatte war perfekt. Aber der Herr Watson ist auch einer der wenigen die so etwas so extrem machen können.

    Jack Nichlaus sagte mal, unabhängig vom Ergebnis, er würde maximal 2 gute Schläge auf einer Runde Golf machen. Das zeigt eigentlich schon mit was wir es beim golfen zu tun haben. Der beste Golfer aller Zeiten ist der Meinung das er den großteil der Schläge die er macht nicht richtig oder sauber durchführt und ich habe noch keinen Spielr gehört der dieser Aussage wiedersprochen hat. Wie sollen also wir armen Wichte mit unserm unzureichenden Spiel überhaupt Spaß an der Sache habe? Golf muss doch purer Frust sein wenn jeder Schlag ein Fehlschlag ist, jede runde eine Katastrophe nach der anderen ist.

    Hier hilft das Spielprinzip nämlich das man seiner Spielstärke ensprächend kategorisiert, dies ist allgemein bekannt als Handicap. So ist es leicht sich und sein Spiel ein zu ordnen.

    Das Thema Ballflug ist komplex und muss geübt werden man muss dazu aber in der Lage sein seinen Schwung entsprechend an zu passen. Erst mal treffen die Kugel sage ich, dann an den shapes arbeiten.

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  2. Wie ich schon im Blog schrieb, würde auch kein Amateur auf die Idee kommen diesen Ball spielen zu wollen. Und selbst die Pros würden den Ball, wenn überhaupt, nur rausspielen. Ein Grund, warum Oosthuisen wohl im Stechen seinen zweiten etwas zu kruz ließ, denn damit hatte er nie im Leben gerechnet.
    Und noch ein Grund, warum Bubba so beliebt ist.
    Der kann Kurven, da wird selbst ein Mickelson neidisch.
    :-)

    Und natürlich sollte man den Bal erst einmal sicher und sauber treffen, bevor man sich irgendwelchen Sauereien in Sachen Flugkurven hingibt. Das versteht sich von selbst :-)

    Auch solle einem mittelmässigem Spieler klar sein, dass er/sie sich bei den ersten Versuchen den einen oder anderen Fehler in dem aktuellen Schwung einfängt und/oder das eine oder andere an Rückschritt in Kauf nehmen muss. Aber im golf ist es doch immer so, dass man einen Schritt zurück macht, um zwei (oder mehr) nach vorne zu kommen...

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