Mittwoch, 21. Mai 2014

Viel hilft viel

Ich muss gestehen ich hatte Martin Kaymer 2011 nicht wirklich verstanden, als er, als gerade frischgekürte Nummer 1 der Golfwelt, anfing seinen Schwung umzustellen. Ich dachte mir „Was soll das? Er ist die Nummer 1, warum macht er das?“. Und als sein Spiel dann nicht mehr funktionierte, fühlte ich mich in meiner Laien-Meinung leider bestätigt.
Er schaffte keine Toursieg mehr seit den HSBC Championchip2011 in Shanghai (2012 gab es einen Sieg bei einem Einladungsturnier in Südafrika, aber nichts für die Weltrangliste zählbares), er rutschte auf Platz 61 der Weltrangliste ab und auch wenn er 2012 in Medinah noch den alles entscheidenden Putt zum Ryder Cup Sieg der Europäer machte, war das alles tendenziell eindeutig eher ein Abstieg. Den Putt in Medinah zu machen, zeigt aber eines: Er ist ein Bigplayer. Einer, der den Ball reinmacht, wenn es wirklich darauf ankommt. Nur kam er zu selten in diese Situationen. Und dass er den Putt noch machen durfte, lag an den schwächelden Amerikanern, die einen riesigen Vorsprung vor den Einzeln abgaben und auch an einem an diesem Tag eher schwachen Steve Stricker.
Das Martin Kaymer trotz Umstellung und sichtbaen Problemen immer wieder Cuts schaffte und nie wirklich aus der Top 60 rausrutschte, war andererseits ein gutes Zeichen. Und seine Turniere vor dem Players 2014 zeigten auch alle eindeutige Verbesserungen. Er bekam es nur nicht über mehrere Tage an einem Wochenende alles zusammen.


Ja, der Wechsel an der Tasche, zurück zu Craig Connelly, war wohl genauso wichtig und ja er schaffte einzelne gute Runden, aber er scheiterte am Ende doch immer wieder. Bis halt zum The Players 2014 . Wer es noch nicht gesehen hat, hier das Video des Finaltages 


Und am Ende zeigt sich ein starker, und ja man mag es kaum glauben, besserer Martin Kaymer als je zu vor. Er gab hinterher zu, dass auch er mit einem schnelleren Erfolg der Umstellung gerechnet hatte. Er gestand auch, dass er, je länger der Erfolg auf sich warten ließ, immer emhr ins Grübeln kam, was er wieder falsch machen würde und dass er dennoch aber auch immer wusste, es fehle nicht viel. Auch wenn das alles nicht so aussah. Mal waren es die Eisen, dann die Drives, seltener das kurze Spiel oder das Putten. Irgendwas stimmte aber immer nicht und so kam kaum eine gute Runde, geschweige denn ein gutes Turnier heraus. Und dann geht beim Players auf einmal der Knoten auf und Zack.

Was mir persönlich Hoffnung macht. 

Nein, ich will mein Spiel nicht mit dem des Players-Champion vergleichen. Aber die Entwicklungen zwischen ihm und mir war vom Verlauf her, wenn natürlich auch auf einem viel niedrigerem sportlichem Niveau, vergleichbar. Ich hatte schnell gute (Netto-)Ergebnisse und mein Handicap verbesserte sich von Jahr zu Jahr. Und das tat es, ohne dass ich ansatzweise etwas machte das einem Golfschwung ähnlich gewesen ist. Ich habe den Ball, fast völlig ohne eigene Körperrotation, mit viel zu viel Kraft und viel zu "schnellen" Händen, natürlich von außen und oben kommend, durch die Gegend geschlagen. Kein Rückschwung, kein Durchschwung. Einfach nur von oben drauf und gut.
Tendenziell habe ich geslicet weil der Schläger von außen kam. 
Was genau ist welcher Schlag, was ist ein Pull, was ein Fade erfahrt ihr hier in einem Beitrag von Dez. 2012
Dank eines einigermaßen vorhandenen Ballgefühl, etwas Zeitaufwand gelangen mir halt dennoch Netto und für mein handicap entsprchende Scores. Aber immer wenn ich Bilder von mir beim Golfen sehe und sah, dachte ich: "Hä, was machst Du denn da? So sieht das aus? Ne, du bist viel dynamischer, das sieht doch bestimmt viel besser aus!"  Nope, sah es nicht. Aber mein Bewusstsein und mein Anspruch änderte sich. Mein Handicap liegt bei -16,8 (Stand Mai 2014) und mir wurde irgendwann klar, dass ich mich entweder mit meinem aktuellen „Spiel (nennen wir es gehacke)“ arrangiere und so weiter mache oder ich müsste etwas grundlegendes ändern. So, wie es war, komme ich, wie Billy mein Coach schon vor ein paar Jahren prognostizierte, vielleicht auf ein Handicap von -15. Das würde gehen und alles wäre gut. Ich könnte mich da arrangieren und alles wäre gut. Doch mir war das zu wenig. Dabei geht es mir weniger um das Handicap, sondern um mein „Spiel“. Ich habe mir die Videos immer wieder angesehen und mir gedacht „Das will ich auf nicht mehr“. Ich will auch im Alter noch Golf spielen und ich will auch mal einen Golfschwung-ähnlichen Schlag haben. Mehr Dynamik und weniger Löffeln. Und natürlich auch ein paar Meter mehr (welcher Golfer will die nicht?) Und so habe ich letzten Herbst angefangen, jede Woche eine Stunde bei Billy zu nehmen. Schwungumstellung Light, längst nicht so aufwendig wie bei den Pros, aber für einen fast alten Mann wie mich, dann doch eine echte Herausforderung. ich musste viele Dinge lernen, einiges akzeptieren und auch an körperlichen Verfehlungen arbeiten, wie das Video zeigt. Da geht es darum, meinen Rück- und Durchschwung zu stabilisieren...


Und ja, es wurde besser, es sieht (etwas) besser aus (ihr hättet mich vorher sehen müssen), es fühlt sich besser an und ich lerne immer noch, wie das richtig sein müsste. Das Problem ist jetzt das Spiel auf dem Platz. Und damit das Problem wie es Martin kaymer hatte und vielleicht auch immer haben wird. Aus dem sicheren (in meinem Falle 30 +x Nettopunktespieler) ist jemand geworden, der gerade wieder mal lernt, dass "viel hilft viel" im Golf ein echter Faktor ist. Das man auch mal andere Gedanken als den sportlichen Erfolg haben muss. Ich interessiere mich aktuell nicht für mein Netto-Ergebnis. Mir geht es um den einzelnen Schwung. Schlag für Schlag. Das ich das Beste daraus mache und immer wieder alles was ich gelernt habe (und das ist eine Menge mehr als ich am Anfang dachte) umsetze. 
Und so trainiere ich aktuell eigentlich lieber auf der Range als zu spielen, denn da sind schlechte Schläge nicht ausschlaggebend. Und man kann alte Mechanismen besser austrainieren und sich neue Dinge antrainieren. Aber der Wettbwerb ruft und muss auch sein, dafür mache ich das alles ja, ich weiß. 
Und ich weiß auch (Wie Martin Kaymer es immer wusste), ich werde am Ende deutlich besser spielen. Ob es sich im Score zeigen wird, ist mir dabei noch egal. 
Ich will und werde mehr Spaß haben, auch weil ich bin bereit zu lernen. 
Jeden Tag. 
Und ich genieße es, wenn ich auf der Range stehe und die Bälle anfangen das zu machen was sie sollen und was ich will. 
Dass ich, dank meiner Mitgliedschaft in der Jungseniorentruppe inkl. wöchentlicher Trainingseinheiten, die Chance habe, regelmässig zu trainieren und dem Mannschaftstrainer Dirk Fragen zu stellen und an meinem Spiel zu arbeiten, ist grossartig. Das macht wirklich Spaß und ich freue mich auf die nächste Einheiten auf der Range. Leider habe ich, wie immer, viel zu wenig Zeit um regelmässig und mehr zu trainieren oder gar zu spielen. Und leider setze ich, wie immer, noch viel zu wenig von dem um was ich machen sollte. Aber das was ich jetzt schon mache, rockt. Auch ich (hier gibt eine weitere Gemeinsamkeit mit Martin Kaymer...) denke noch viel zu viel und will auch zu oft noch zu viel. Weniger (denken und schlagen), dafür konsequenter ist oft mehr.  Und es müssen mechanismen entstehen. lso, viel hilft viel.
Aber ich probiere und trainiere halt die nächste Lektion und das nächste Ding und alles zusammen, da bin ich mir sicher, wird mir nachhaltig helfen und dafür sorgen, dass ich noch lange viel Spaß auf dem Platz haben werde. Und das ich auch stetig etwas an Länge und Konstanz gewinne.
Ich muss das alles nur intensivieren und verinnerlichen, also konsequent umsetzen und dann klappt es irgendwann auch wieder mit dem Score. 
Und dann vielleicht auch endlich mal im Bruttospiel. Nein, nicht für Bruttosiege, aber für das eine oder andere Par mehr und für mehr GiR und all diese Dinge. 
Ich werde wohl eher kein einstelliges Handicaps mehr spielen, aber immer mal wieder einen schönen Schlag machen und viel Spaß an meinem Spiel haben, dass werde ich. 
Abgesehen von dem unglaublichen Spaß den der Sport ohnehin macht.
Und an dieser Stelle sei auch mein Freund Peter Owens gegrüßt. Pete hat im Winter seinen Schwung komplett umgestellt, um als playing Pro auf der EPD durchzustarten. pete, ich glaube an Dich, das wird. Alles gut und besser! Du bist einer von denen, die so hart arbeiten, dass man Dir nur allen Erfolg dieser Wlet wünschen kann. ich drücke dir alle Daumen und noch viel mehr!

Nur Golf findet man natürlich auf

              und         

und jeden Montag ab 19 Uhr im Programm von 


2 Kommentare:

  1. Schöner Blog. Ich gebe dir, und das kommt selten genug vor, in allen Punkten recht! Viele Anfänger fragen immer warum man überhaupt noch trainiert oder gar Trainerstunden nimmt. Mal abgesehen davon das fast jeder Golfclub in Deutschland mindestens 2 Pros beschäftigt, ist dies auch ein deutlicher Hinweis! Golf kann man einfach nie! Es ist auch nicht wie Radfahren das man nicht verlernen kann, das geht beim Golfspiel fantastisch. Und so erklärt sich auch die Aktion von Martin Kaymer, der sollte es doch wirklich können, Man selber empfindet es einfach nicht als gut.

    Ich finde es ja schön das du schreibst das du gerne zufrieden und mit Spass auf dem Golfplatz sein willst, aber seinen wir mal ehrlich (den Spaß mal außen vor) wann seit ihr das letzte mal vom Platz gegangen und habt gesagt das das gerade eine wirklich gute Runde war, alles hätte geklappt. Ich erinnere mich an keine einzige solche Runde!

    Und so habe ich auch von 1,5 Jahren begonnen wieder regelmäßig (einmal im Monat) Unterricht zu nehmen und mindestens einmal die Woche auf die Range zu gehen, und was soll ich sagen, es klappt. Gut ist es immer noch nicht aber, und da zitiere ich dich gerne, "viel hilft viel" und besser wird man nur auf der Range und nicht auf dem Platz!

    In dem Sinne auf nach Hobbingen!

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  2. Ralph, niemand hat von "perfekter" Runde gesprochen. Golf besteht für mich aus 2-3 wirklich guten Schlägen (Die, von denen man dann die nächsten Jahre immer wieder erzählt, und deren Wirkung und Klasse wie der Fisch des Anglers immer größer werden) und aus dem Vermeiden von zu vielen Fehlern und Felschlägen, gepaart mit einer Menge Spass (im Flight) und dem Gefühl, dass es wieder ein Stück besser geworden ist. Nicht umsonst lautet der kürzeste Golfwitz: Ich kanns!
    Es gibt keinen Golfer der sagen wird: diese Runde war perfekt. Ich denke, dass wäre der erste Tag meines Abschieds vom "aktiven" Golfsport :-) Aber das wird zum Glück niemals passieren.

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